Chronik/Österreich

Proteste gegen Handymast vor Haustüre noch lange nicht verstummt

Alle telefonieren am Handy und hoffen auf einen guten WLAN-Empfang im Homeoffice oder in Phasen von Homeschooling: Gleichzeitig wollen Mobilfunk-Nutzer in ihrer unmittelbaren Umgebung aber meist keinen Handymasten sehen oder sich wie gerade Stuhlfelden im Oberpinzgau Sorgen um mögliche Auswirkungen auf die Gesundheit machen.

Die Proteste der ersten Stunde, die mit einem massiven Ausbau vor rund 20 Jahren begannen, sind weitgehend verstummt. Die Bedeutung des Handys wandelte sich vom reinen Telefonieren hin zum mobilen Arbeitsplatz mit enormem Datenvolumen. Mit jeder neuen Technologie kommen aber neue Proteste: Gegen den 5-G-Ausbau formierten sich weltweit Gegner.

Stuhlfelden wehrt sich

Alarmiert ist auch Karoline Hörfarter aus Stuhlfelden im Salzburger Oberpinzgau: Weil ein Bauer in der Nachbargemeinde einen Vertrag nicht verlängert, sind Mobilfunkbetreiber jetzt auf der Suche nach einem neuen Standort für einen Handymasten. In die engere Wahl kam das Bauhofareal von Stuhlfelden. Das rief auch Bürgermeisterin Sonja Ottenbacher (ÖVP) auf den Plan: „Ich habe mich dagegen ausgesprochen“, informiert sie und kritisiert, dass die Gemeindepolitik nur wenig Möglichkeiten habe, in Pläne für Mobilfunk (Bundesgesetz) einzugreifen. Die Sorgen vor gesundheitlichen Folgen in der Bevölkerung versteht sie, betont aber gleichzeitig: „Es ist ein zweischneidiges Schwert. Wir brauchen die Digitalisierung, niemand will die Infrastruktur aber bei sich haben.“ Der Mobilfunkbetreiber soll schließlich ein Grundstück der Bundesforste ins Visier genommen haben. Auch dort gab es Proteste.

Auf einen guten Internet-Empfang will man im Jahr 2022 aber wohl auch im Oberpinzgau nicht verzichten. Karoline Hörfarter pocht auf Alternativen: „Gut ausgebaute Glasfasernetze bilden die Grundlage für eine strahlungsarme Mobilfunkversorgung. Die Lockdown-Phasen in der Corona-Pandemie sind für mich kein Argument für noch mehr Digitalisierung.“

Ein Rückblick

Die Kämpfer der ersten Handygeneration erinnern sich gut an Gerd Oberfeld, Umweltmediziner und über Jahre gefragter Experte der Anti-Mobilfunk-Szene. Er leitete im Juni 2000 die „Salzburger Konferenz“ und rief einen Vorsorgewert von 1mW/m2 aus, das heißt, der Immissionswert durfte ein Milliwatt pro Quadratmeter Leistungsflussdichte nicht überschreiten. Bald wurde das um ein Vielfaches überschritten. Oberfeld bestätigte Gefahren: Elektromagnetische Felder würden zu Kopfschmerz, Müdigkeit oder Häufungen von Krebserkrankungen führen.

Aktuell warnten Ärzte und Umweltorganisationen schon vor 5 G. Bewiesen sind negative Auswirkungen auf die Gesundheit aber bis heute nicht, wie Mobilfunker betonen. Auch der Mythos vom Zellstress durch freie Radikale sei mittlerweile entkräftet.