Pistenschluss am Dachstein: Schlepplift wird abgebaut
Von Anna Perazzolo
Die Pistengaudi am Dachsteingletscher ist vorbei – und zwar für immer. Schon in der vergangenen Saison wurde der Skibetrieb ausgesetzt, nun aber ist endgültig Schluss. Seit Montag werden die ersten Lifte abgebaut, sagt Planai-Bahnen-Geschäftsführer Georg Bliem.
Grund dafür sind vor allem die veränderten klimatischen Bedingungen: „Im Jahr 2021 haben wir erst im November aufsperren können, wo der Herbstskilauf früher schon im September gestartet ist“, sagt Bliem.
2022 sei aber noch einmal deutlich schlimmer gewesen: Viel Regen, Sonne und Saharasand hätten dem Eis stark zugesetzt. Enorme Gletscherspalten, Schneerutschungen, das Hervortreten neuer Felsformationen und ein großer See rund um die Talstation des Gletscherlifts waren die Folge, sagt Bliem.
Schneemangel
Dazu kam der eklatante Schneemangel: „In der Dachsteinregion hatten wir heuer nur maximal drei Meter Schnee. Normalerweise braucht man sieben bis acht Meter“, sagt Bliem. Eine Beschneiungsanlage gebe es am Gletscher nicht. „Das hier ist Schutzgebiet, hier darf man gar nicht beschneien.“
All das habe schließlich zur Entscheidung geführt, den Skibetrieb am Dachsteingletscher zu beenden.
Proteste – wie es sie bei der Einstellung des Sommerskilaufs im Jahr 2016 gab – habe es dieses Mal aber nicht gegeben, sagt Bliem. „Wir haben überwiegend realistische und positive Rückmeldungen erhalten.“ Die Entscheidung werde von den Menschen angesichts der Umstände als „verständlich“ betrachtet, sagt Bliem.
Eventuelle Weiternutzung der Anlage
Schon im Februar sind die auf „Eis schwimmenden“ Stützen und die Stationen der Schlepplifte für den Abbau vorbereitet worden. Diese werden nun für eine eventuelle spätere Weiternutzung zwischengelagert, heißt es.
Finanzielle Auswirkungen für den Dachsteingletscher aufgrund des Abbaus der Skianlage fürchte man nicht, sagt Bliem. Die Hochsaison in diesem Gebiet sei nämlich nicht der Winter, sondern Frühling bis Herbst. Durchschnittlich 230.000 Besucher besuchen das Gebiet in diesem Zeitraum.
30 Millionen Euro
Dass der Skibetrieb hohe Investitionen verlangt, zeigt ein vom oberösterreichischen Landesrechnungshof (LRH) veröffentlichter Bericht. 30 Millionen Euro hat das Land Oberösterreich demnach von 2018 bis 2021 in den Wintertourismus investiert. Davon gingen 17,5 Millionen Euro an landeseigene Seilbahnunternehmen und die oö. Seilbahnholding GmbH, rund 12,3 Millionen Euro an private Seilbahnunternehmen und Skigebietsbetreiber.
Angesichts des Klimawandels sieht der LRH die Politik gefordert, den Einsatz im Bereich Skitourismus bzw. Seilbahnwirtschaftentwicklung zu überdenken. Das Land sollte „möglichst viele Perspektiven in die aktuell laufende Entwicklung einer neuen Tourismusstrategie einbringen“, wozu „unbedingt die Einbindung des öffentlichen Verkehrs“ gehöre.
Eine neue Strategie wird derzeit auch für den Dachsteingletscher gesucht. Von den Betreibern wird das aber als Chance gesehen: „Uns ist nicht bange um die Zukunft des Dachsteingletschers. Wir erarbeiten ein neues Winterkonzept, bei dem das Erleben der Natur und des Panoramas im Vordergrund steht.“
Die Forcierung des nordischen Sports und die Erweiterung des winterlichen Wander- und Skitouren-Angebots werden dabei ebenso eine Rolle spielen wie die Gletscherquerung mit Alpinskiern nach Obertraun oder die klassische Befahrung der Edelgrießroute in die Ramsau, heißt es. „Ich bin zuversichtlich, dass der Winter mit den neuen Überlegungen mittelfristig sogar noch mehr Potenzial haben wird“, sagt Bliem.