Chronik/Österreich

Paragleiter-Unfälle: Wenn Höhenflüge in Baumwipfeln enden

Freitagnachmittag im Zillertal: Kurz nach dem Start sind die Flüge zweier Paragleiterpiloten auch schon wieder vorbei.

Um 15.20 Uhr hob ein 42-jähriger Deutscher mit seinem Gleitschirm vom Startplatz „Steinerkogl“ in Mayrhofen ab. Nach nur 150 Metern wurde der Paragleiter vom Wind abgedrängt und blieb in einem Baum hängen. Nur zehn Minuten später blieb ein 30-Jähriger – ebenfalls deutscher Staatsbürger – kurz nach dem Start in Brandberg in einer Höhe von rund 25 Metern in einem Baum hängen.

Bruchpiloten kletterten selbst von den Bäumen

Beide Bruchpiloten blieben unverletzt und konnten selbst von den Bäumen klettern. Den ausgerückten Bergrettern (in beiden Fällen wurde auch ein Notarzthubschrauber alarmiert) blieb nur, die Ausrüstung von den Bäumen herunter zu holen.

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Die Hobbysportler hatten Glück: Im laufenden Jahr sind in Österreich schon fünf Paragleiterpiloten in den Tod gestürzt. Zirka 150 Unfälle mit Gleitschirmen ereignen sich mittlerweile Jahr für Jahr in den heimischen Bergen.

Hauptproblem: mangelnde Erfahrung

Den Hauptgrund für die Bruchlandungen sieht der Bergretter und Hobby-Paragleiterpilot Clemens Troyer in menschlichem Versagen: „Zum größten Teil liegt es an Unwissenheit und fehlender Praxis. Wenn Piloten die Wetterverhältnisse nicht gut einschätzen können, und bei starkem Rückenwind oder Föhn starten, kommt es zu Abstürzen“, erklärt Troyer im Gespräch mit dem KURIER.

Nach einem dreiwöchigen Kurs und 40 Übungsflügen kann man zur Prüfung für den Paragleiterschein antreten.

Clemens Troyer empfiehlt jedoch, auch die nächsten 40 Flüge nach der bestandenen Prüfung gemeinsam mit einem erfahrenen Piloten zu absolvieren. Außerdem rät der erfahrene Paragleiter-Flieger zu Zusatzkursen, die in der Grundausbildung nicht verpflichtend sind: „Den Spiralflug sollte jeder Pilot einmal gemacht haben. Es gehört zum sicheren Fliegen dazu, dass man weiß, wie man reagiert, wenn der Schirm über einem zusammenklappt“.

Aufwendige Einsätze für die Bergrettung

Bergrettungs-Präsident Stefan Hochstaffl sagt auf KURIER-Anfrage, dass sich die Unfälle mit Gleitschirmen heuer nicht auffällig vermehrt hätten. Jeder Einzelne bedeute für die alpinen Retter aber viel Arbeit: „Entweder, sie hängen auf Bäumen oder sie landen im unwegsamen Gelände. Das ist natürlich aufwendig.“

Generell verzeichnet die Bergrettung mittlerweile um rund 800 Einsätze mehr pro Jahr als noch vor zehn Jahren, sagt Hochstaffl. Die Pandemie hat einen neuen Boom im Outdoor-Sport ausgelöst – leider auch bei der Zahl der Unfälle.