Chronik/Österreich

ÖBB fahren auf den Akkuzug ab, den das Zillertal bislang nicht haben wollte

Am vergangenen Freitag haben die ÖBB einen Rahmenvertrag über den Kauf von bis zu 120 elektrisch betriebene Cityjet-Akkutriebzüge mit dem Schweizer Hersteller Stadler abgeschlossen. „Im Herbst werden die ersten Züge abgerufen“, sagt ÖBB-Sprecher Bernhard Rieder.

Die Garnituren sollen auf der rund 44 Kilometer langen Kamptalbahn in Niederösterreich zum Einsatz kommen, die noch mit Diesel fährt. Bei der Dekarbonisierung von Regionalbahnen setzt das Unternehmen dort, wo aus verschiedenen Gründen keine Oberleitungen installiert werden können, auf Akku-Züge.

Die ÖBB fahren damit eine andere Strategie, als bislang die Zillertaler Verkehrsbetriebe (ZVB), die sich über Jahre hinweg auf Wasserstoffzüge – ebenfalls aus dem Hause Stadler – für ihre 32 Kilometer langen Schmalspurbahn zwischen Jenbach und Mayrhofen eingeschworen hatten.

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„Wir haben beides getestet, beides würde fahren. Wasserstoff ist für uns aktuell keine Option“, sagt Rieder für die ÖBB. Das liege daran, dass es für diese Variante an jedem Standort eine eigene Infrastruktur brauchen würde.

In Tirol ist der Akku-Zug inzwischen aufgrund der immensen Kosten für das Wasserstoffprojekt wieder zurück in der politischen Diskussion. Fügens ÖVP-Bürgermeister und ZVB-Aufsichtsrat Dominik Mainusch hat zuletzt darauf gedrängt die beiden Varianten über den Sommer gegenüberzustellen.

Bei einem Gutachten der deutschen Beratungsfirma KCW für das Land blieb der Akkuzug außen vor. Gemäß Auftrag wurden nur Oberleitung und Wasserstoff gegenübergestellt, die Mehrkosten für das H2-System auf bis zu 180 Millionen Euro geschätzt.

Stiefmütterlicher Zugang

„Wir haben den Akku-Zug stiefmütterlich behandelt“, sagt Mainusch, der diesen ganz im Gegensatz zu ZVB-Aufsichtsratchef und ÖVP-Nationalrat Franz Hörl nicht ausreichend geprüft sieht und das dringend nachgeholt wissen will: „Das sehe ich als Schuld am Steuerzahler. Ich kann nicht verantworten, dass auf so einer Datengrundlage entschieden wird.“

Das ist bemerkenswert. Denn ÖVP-Landeshauptmann Anton Mattle, hat die Datengrundlage gegenüber dem KURIER als ausreichend beschrieben: „Aus den Papieren entnehme ich durchaus, dass man alle Varianten angeschaut hat“.

Immerhin hat die schwarz-rote Landesregierung im Juni mit einen Grundsatzbeschluss die Weichen für das Projekt gestellt, das zum überwiegenden Teil aus dem Landesbudget getragen würde.

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Bei der Finanzierung eines Kostenvergleichs zwischen Akku- und Wasserstoffantrieb sieht Mainusch ebenfalls das Land am Zug – einerseits, weil es das Zugmaterial ja auch beschaffen würde, andererseits „macht es einen objektiveren Eindruck, wenn das Land die Prüfung selber durchführt und finanziert.“ Er glaubt nicht, dass es hier am Geld scheitern wird.

„Der Hut brennt“

Nach jahrelanger Verfolgung der Umsetzung eines Wasserstoffzugs im Zillertal sei man „in einer emotional belasteten Sackgasse“, so der Bürgermeister. Aus der müsse man nun aber schnell raus. „Der Hut brennt. Uns läuft die Zeit davon.“

Denn die ersten Diesel-Garnituren der Zillertalbahn würden 2027 ausrangiert. Mit Dieselloks wird vorerst auch der Güterverkehr, der ausgebaut werden soll, abgewickelt. Auch hier wird sich die Frage nach der besten Antriebsvariante stellen.