Notruf aus Australien ging um die halbe Welt nach Salzburg
Von Sabine Salzmann
Quer über den Erdball finden manche Notrufe ihren Weg: Wie jener besorgte Mann, der Montagabend gegen 22 Uhr beim Notruf der Flugeinsatzstelle in Wien landete. Sein Schwiegervater aus Saalbach-Hinterglemm habe sich während eines Telefonates plötzlich unwohl gefühlt und sei bewusstlos - also „unconscious“ - vom Sessel gefallen, schilderte er aufgeregt in Englisch mit australischem Akzent den Ernst der Lage.
Rund 14.000 Kilometer Luftlinie entfernt fand die Familie in der Hektik im Internet nur diese eine Notruf-Nummer und wählte die Flugrettung in Wien. Einsatzpilot Lukas Danninger war am Notruf-Telefon, schätzte die Situation sofort richtig ein und setzte die Rettungskette vor Ort in Gang.
Sprachbarriere gab es für den erfahrenen Retter in der Situation keine: „Er hat schon unzählige Dienste in Rettungsleitstellen gemacht und weiß, was zu tun ist“, schildert Helmut Greiner, Sprecher der Flugpolizei. Immer wichtiger sei es auch, harmlose Spam-Meldungen von echten Notfällen zu unterscheiden. Ein Filter für die richtige Einschätzung ist auch die Hektik des Augenblicks. Betroffene befinden sich zumeist in einer emotionalen Ausnahmesituation.
Hilfe nur Minuten später am Weg
Der australische Anrufer habe ihn eindringlich um medizinische Hilfe ersucht, so der Pilot, der bei den Schilderungen aus der Ferne keine Zeit verstreichen ließ. Schon drei Minuten später war die zuständige Rettungsleitstelle Salzburg verständigt. Feuerwehr und Rettung wurden Richtung Saalbach entsendet.
Noch einmal sechs Minuten später rief der besorgte Verwandte aus Australien wieder an. Die Adresse im Glemmtal wurde erneut überprüft. Erleichtert konnte der Anrufer wieder etwas zur Ruhe kommen. „Er hat sich mehrmals für die schnelle und professionelle Hilfeleistung bedankt“, erzählen die Flugretter.
Betroffener verwundert über "Weihnachts-Wunder"
„Der Betroffene hat dann auch selbst bei uns Alarm geschlagen. Der Notruf über Australien war aber sogar deutlich schneller bei uns“, schildert Roberta Thanner, Sprecherin des Roten Kreuzes in Salzburg. Der Mann sei sehr überrascht gewesen, dass der Rettungsdienst bereits informiert und am Weg zu ihm war.
Erste Diagnose: Der Patient habe offenbar einen Kreislaufkollaps erlitten, heißt es. Die gute Nachricht so kurz vor Weihnachten: „Er hat uns noch selbst die Türe geöffnet, wurde dann erstversorgt und ins Krankenhaus gebracht.“ Das Rote Kreuz wünscht weiterhin eine gute Besserung.
Der Weg des Notrufes war ein weiter und doch sei die Welt in gewisser Weise zu einem Dorf geworden, meint Helmut Greiner von der Flugpolizei. „Der Notruf aus dem Ausland landete eigentlich bei der ,falschen Stelle‘, aber es gelang uns trotzdem, der Person unkompliziert und schnell Hilfe zukommen zu lassen.“