Chronik/Österreich

Museen: Ein zweites Belvedere für Salzburg

Noch lässt der zweite Hof der Neuen Residenz an Charme vermissen: zugeparkt, irgendwie verborgen. Einzig das Sattler Panorama – ein überdimensionaler Blick auf die Stadt aus dem Jahr 1825 – lockt Museumsbesucher in den Bereich der früheren Postschalterhalle.

Nun soll eine einmalige Museumspartnerschaft hier ein neues Kapitel aufschlagen: Das Belvedere expandiert nach Salzburg und will seine erste und einzige Dependance in einem Bundesland errichten. In einem Architektenwettbewerb haben sich Michael Salvi (Wien) und Clemens Standl (Salzburg) mit ihren Büros durchgesetzt. Gefordert ist in dem Projekt auch viel historisches Gespür: „Es geht um die Sanierung eines kostbaren Baubestandes“, betont Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP). Und Architekt Salvi erzählt, wie er durch die Salzburger Altstadt schlich, um ein Gefühl für die Plätze und Brunnen zu bekommen.

Die Residenz von Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau trifft hier sozusagen auf das Palais des Prinzen Eugen, dem Belvedere, Salzburg auf Wien, zwei spannende Museen werden hier Tür an Tür ihre Kunstschätze präsentieren.

Lichtbrunnen im Hof

Herzstück des neuen Belvedere ist der Lichtbrunnen, der dem Hof eine neue Aufenthaltsqualität verleihen soll. Die rund 1.300 m2 an zusätzlichen Ausstellungsflächen werden unterirdisch gegraben. Wichtig sei es, dass hier kein Gefühl einer „Blackbox“ aufkomme, so der Juryvorsitzende Roland Gnaiger. Die Siegerbüros wollen an der Oberfläche, dem einstigen Privatgarten Wolf Dietrichs, eine grüne, frei zugängliche Oase schaffen. Vorbild könnten die Stadtbäume an der Mariahilfer Straße in Wien sein. Außerdem soll sich die Neue Residenz stärker Richtung Stadt öffnen: Zugänge, wie etwa das Tor Richtung Kai- und Kapitelgasse, das zwar bereits besteht, aber nur wenig genutzt wird, sollen neu betont werden. Stella Rollig, Direktorin im Belvedere: „Salzburg wird eine Visitenkarte des Belvedere.“

Welche Schätze sie in die Mozartstadt bringen wird? Es soll nichts „ausquartiert“ werden, Salzburg sei dann Teil der aktuellen Aktivitäten. Eine Dauerausstellung ist geplant, aber auch Sonderschauen zu wechselnden Themen. Das Belvedere stehe für rund 800 Jahre Kunstgeschichte und zeige im Schnitt wie andere große Museen auch nur rund fünf Prozent der Schätze, der Rest liege im Depot.

Signal für Kulturstadt

Salzburg lässt sich das „Projekt Belvedere“ eine ordentliche Investitionssumme kosten. Rund 31 Millionen Euro fließen in das neue Belvedere, weitere 2,1 Millionen in Zusatzräume für das Salzburg Museum und 15 Millionen in die Sanierung der Amtsräume. Untergebracht sind in dem weitläufigen Gebäudekomplex auch Abteilungen des Landes bzw. Teile der Universität Salzburg, die vorübergehend ausziehen muss. Landeshauptmann Haslauer freut sich über eine Attraktivierung der Museumslandschaft in Salzburg und ist auch überzeugt, dass trotz der schwierigen Zeiten, die wir gerade erleben, Stillstand für die Kulturstadt das falsche Signal wäre.

Der weitere Zeitplan sieht vor: Schon im Laufe des nächsten Jahres könnte Baustart sein. 2026 sollen dann die ersten Museumsschwärmer durch das neue Areal schlendern.