Chronik/Österreich

62-Jährige in Kärnten wohl mit Stanley-Messer erstochen

Die Geschichte begann für die Kärntner Polizei eigentlich mit einer Alarmierung zu einem Verkehrsunfall, der auf der A2 Südautobahn um 1.20 Uhr am heutigen Freitag stattgefunden hat.

Die Autobahnpolizei fand im Bereich von Poggersdorf einen stark beschädigten Pkw vor. Der 69-jährige Fahrer darin verhielt sich laut Angaben der Polizei renitent und verletzte bei der Festnahme die Polizeibeamten.

➤ Es wäre der 16. Frauenmord in Österreich in diesem Jahr.

➤ Erst in der Vorwoche kam es zu einem Femizid in Wien.

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Sprechen Sie mit anderen Menschen darüber. Hilfsangebote für Personen mit Suizidgedanken und deren Angehörige bietet das Suizidpräventionsportal des Gesundheitsministeriums. Unter www.suizid-praevention.gv.at finden sich Kontaktdaten von Hilfseinrichtungen in Österreich.

Frauen, die in Österreich Gewalt erleben, finden u.a. Hilfe und Informationen bei der Frauen-Helpline unter: 0800-222-555, www.frauenhelpline.at; beim Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF) unter www.aoef.at; der Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie/Gewaltschutzzentrum Wien: www.interventionsstelle-wien.at und beim 24-Stunden Frauennotruf der Stadt Wien: 01-71719 sowie beim Frauenhaus-Notruf unter 057722 und den Österreichischen Gewaltschutzzentren: 0800/700-217; Polizei-Notruf: 133

Tötungsdelikt

Um kurz nach 5 Uhr ging dann eine Anzeige einer 40-Jährigen ein, die von ihrem Vater eine SMS bekommen hat, in der er angegeben habe, dass er und seine Lebensgefährtin bei Erhalt der Nachricht nicht mehr am Leben sein würden.

Daraufhin stattete eine Polizeistreife dem Paar einen Besuch im Wohnhaus in Ebendorf, Bezirk Völkermarkt, ab und fand dort die tödlich verletzte 62-Jährige. Erst da konnte festgestellt werden, dass es sich beim Vater der 40-Jährigen um den 69-jährigen Fahrer handelte.

Momentan bestehe der Verdacht, dass dieser seiner 62-jährige Lebensgefährtin, beide niederländische Staatsbürger mit bereits längerem Wohnsitz in Österreich, mit einem messerähnlichen Gegenstand tödliche Verletzungen zugefügt hat. Offenbar dürfte es sich um Stanley-Messer handeln. 

Das Landeskriminalamt Kärnten ermittelt.

Ob es sich bei dem Unfall tatsächlich um einen solchen handelt oder ob es ein Suizidversuch war, sei derzeit noch unklar, sagte Polizeisprecherin Waltraud Dullnigg dem KURIER. Andere Fahrzeuge seien jedenfalls nicht beteiligt gewesen. Der Verdächtige sei noch nicht einvernommen worden, er befinde sich in Polizeigewahrsam. Im Wohnhaus machte am Vormittag die Spurensicherung ihre Arbeit. Über Konflikte in der Beziehung des Paares sei der Polizei bisher nichts bekannt gewesen, sagte Dullnigg. "Es gab keine Annäherungs- und Betretungsverbote im Vorfeld." Hinweise auf ein Motiv gebe es zunächst keine.

Feuerwehr spricht von verwirrtem Lenker

Die Feuerwehr Völkermarkt war beim Einsatz auf der Südautobahn dabei. Sie berichtet auf ihrem Facebook-Kanal, der "offensichtlich verwirrte" Lenker sei eingeklemmt gewesen und habe nicht mehr weiterfahren können, obwohl er noch am Gaspedal gewesen sei. "Als sich ein Kamerad ins Fahrzeug lehnte und versuchte den Schlüssel abzuziehen, wurde dieser vom Lenker schon tätlich angegriffen." Es sei schließlich doch gelungen, den Schlüssel zu entfernen und das Fahrzeug zu fixieren. Der Lenker habe zuerst versucht zu flüchten, sei "extrem aggressiv" gewesen und habe keine Scheu gehabt, die Einsatzkräfte zu verletzen. Gemeinsam sei es dann gelungen, ihn zu fixieren und der Rettung zu übergeben.

Unklar ist auch noch, ob der Mann unter Drogen- oder Alkoholeinfluss stand. 

In der SMS an seine Tochter soll jedenfalls keine Rede von einem Suizid gewesen sein.

Reaktionen auf den mutmaßlich 16. Femizid in Österreich in diesem Jahr blieben nicht aus. SPÖ-Frauenvorsitzende Eva-Maria Holzleitner und Klaudia Frieben, die Vorsitzende des Österreichischen Frauenringes, forderten die Einrichtung eines Krisenstabs. Holzleitner: "Der Schutz von Frauen muss dringend verstärkt werden und dafür sind Sofortmaßnahmen notwendig. Die Zusammenarbeit aller im Gewaltschutz Beteiligten muss verbessert werden. Die Bundesregierung darf keine Zeit mehr verstreichen lassen." Und Frieben meinte: "Wo bleibt die Ernsthaftigkeit, zu verhindern, dass so viele Frauen ermordet werden?"