Chronik/Österreich

Letzte Generation: "Unsere Strategie geht voll auf"

Florian Wieser fungiert als Pressesprecher der „Letzten Generation“. Ein Gespräch über Ziele und Geld für die Klimaaktivisten.

Was hat die Letzte Generation in Österreich bisher erreicht?

Unser vordergründige Strategie ist es, mit aufsehenerregenden und provokanten Protesten die Warnungen der Wissenschaften vor der drohenden Klimakatastrophe in die öffentliche Debatte zu bringen. Diese Strategie geht voll auf: Der Name „Letzte Generation“, und damit die Klimakrise, kam im Mai in Österreichs Medien im Schnitt doppelt so oft vor wie der Name „Karl Nehammer“, der ein vielfaches an Budget hat. (Eine KURIER-Auswertung ergibt tatsächlich ein umgekehrtes Bild, Anm.)

Die Mehrheit der Österreicher ist für mehr Klimaschutz, aber gegen Klebeaktionen, was sagen Sie dazu?

Ersteres ist nicht korrekt: Nur 42 Prozent der Bevölkerung spricht sich laut Umfragen für mehr Maßnahmen zum Klimaschutz aus. Dass unsere Protestaktionen unbeliebt sind, ist eine Bedingung unseres Erfolges. Das Phänomen, dass die Überbringerin der unangenehmen Botschaft für schuldig befunden wird, kannten die alten Griechen schon vor 4000 Jahren als Kassandra. Jedenfalls ist uns wichtig, dass die Klimakrise ins Bewusstsein der Menschen dringt, unsere Beliebtheit ist nebensächlich.

Ist es korrekt, dass die Letzte Generation Österreich maßgeblich vom Climate Emergency Fund unterstützt wird?

Nein, wir haben bislang kein Geld aus dem CEF erhalten. Wir finanzieren unseren Protest aus Spenden von Privatpersonen. Alle Ein- und Ausgänge sind auf unserem OpenCollective Konto einsehbar. Aktuell sind fünf Menschen geringfügig und zwei Menschen in Vollzeit für administrative Tätigkeiten beschäftigt. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, über die Spendenplattform RaiseNow für Repressionskosten zu spenden. Damit werden Anwälte bezahlt und Menschen unterstützt, die Strafen nicht bezahlen können.

Wie ist das Verhältnis zwischen Extinction Rebellion und Letzter Generation?

Freundschaftlich. Es gibt punktuelle Absprachen zu Protesten. Für Herbst sind mit „Projekt 3,5“ große, alle Klimaorganisationen übergreifende Proteste geplant.