Letzte Frist für 2,4 Millionen künftige Pensionisten
Von Michael Berger
Das heftig diskutierte Pensionskonto neu muss 2014 einen neuen Anlauf nehmen. Denn 3,6 Millionen Österreicher bekamen von der Pensionsversicherungsanstalt (PVA) im Vorjahr ein Formular zugeschickt. Darin sollten die Versicherten ihre Schul-, Uni-, Ausbildungs-, Berufs- sowie Kindererziehungszeiten angeben. Denn die PVA erstellt für die Geburtsjahre ab 1955 ein elektronisches Pensionskonto.
Doch die größte Verwaltungsreform der Zweiten Republik kämpft mit enormen Startschwierigkeiten. Von den 3,6 Millionen angeschriebenen künftigen Pensionisten füllten nur 1,2 Millionen Adressaten die Formulare korrekt aus. Der Rest, also 2,4 Millionen Formulare, weisen Lücken im Versicherungsverlauf auf oder wurden einfach nicht abgeschickt.
Erinnerungsschreiben
Schon im Jänner geht die PVA deshalb in die Offensive und versendet eine Million Erinnerungsschreiben an die Haushalte. Winfried Pinggera, PVA-Generaldirektor, räumt Irritationen ein: „Die Abfrage im ersten Durchgang war vielleicht zu korrekt. Die jetzigen Erinnerungsschreiben sind extrem vereinfacht.“ So werden etwa im zweiten Durchgang bei bestandener Matura keine Jahreszeugnisse mehr verlangt.
Doch die PVA gerät zunehmend unter Zeitdruck. Denn im Juni 2014 sollen die Pensionskonten elektronisch abrufbar sein. Als ursprünglicher Termin für das Pensionskonto neu galt sogar der Jänner 2014.
Aus diesem Grund macht die PVA jetzt Druck. Versicherte, die ihre Formulare ignorierten oder lückenhaft ausgefüllt und abgeschickt haben, erhalten ab April einen RSB-Brief. Dieses Urgenz-Schreiben ist dann bei der Post abzuholen.
Ultimatum
„Es gilt als letzte, ultimative Aufforderung. Wird darauf nicht reagiert, dann ist es der PVA auch recht. Bedeutet aber, dass der Versicherte kein lückenlos dokumentiertes Pensionskonto haben will“, erklärt Christina Oxner, Vize-Abteilungsleiterin des PVA-Kundenservice.
Die Pensionshöhe und das Antrittsalter werden dann auf Basis der vorliegenden Versicherungszeiten berechnet. Somit könnten – etwa angemeldete Ferialjobs – nicht berücksichtigt werden. Aber auch Kindererziehungszeiten und/oder abgabenpflichtige Auslandsengagements könnten für die Berechnungsgrundlage verloren gehen. Alleine bei den Kindererziehungszeiten und den Auslandsjobs sind noch jeweils 300.000 Beitragszahler säumig.
Bleibt der Nachweis der Hochschulzeiten. Sie werden zwar nicht zur Pensionshöhe beigezogen, sehr wohl aber für Hinterbliebenen-Leistungen (Witwen- und Waisenpensionen). Sollte ein Todesfall in der Familie passieren und die Berechnungsgrundlage von 180 Monaten noch nicht erreicht sein, zählen Uni-Zeiten zur Pensionsberechtigung. „Für Hinterbliebene ist es dann extrem schwierig, diese Nachweise zu erbringen“, appelliert Pinggera, auch Hochschulzeiten für das Pensionskonto anzugeben.
KURIER: Warum ist das Mega-Projekt Pensionskonto neu zeitlich in Verzug?
Winfried Pinggera: 2,4 Millionen zugesendete Formulare zu den Versicherungszeiten wurden lückenhaft ausgefüllt oder eben ignoriert.
Hat auch die Pensionsversicherung dabei Fehler gemacht?
Die Fragestellungen der ersten Tranchen waren sehr korrekt, vielleicht aber zu komplex formuliert.
Ab Jänner versendet die PVA eine Million Erinnerungsschreiben. Was wurde besser bzw. verständlicher gemacht?
Die Fragen sind extrem vereinfacht, klarer und transparenter formuliert worden. Und wir müssen die Beitragszahler sensibilisieren.
Dient dieses ultimative Schreiben ab April, also der RSB-Brief, auch zur Sensibilisierung?
Ja, aber nicht nur. Ich verstehe diesen RSB-Brief auch als letztes Wachrütteln. Die Problematik muss in die Köpfe hinein. Viele, vor allem jüngere Berufstätige sagen, ich hab’s eh zu Hause liegen. Das mache ich schon irgendwann.
Sie bezeichnen das Pensionskonto neu als größtes Verwaltungsprojekt der Zweiten Republik. Wie hoch sind die Kosten?
Papier, Druck- und Versandkosten kommen auf zwölf Millionen Euro. Betreffend Personalkosten und Beschaffung der Technik gibt es keine eigenen Angaben. Das Pensionskonto neu kam zum richtigen Zeitpunkt. Denn die PVA befindet sich in einem Umstrukturierungsprozess.