Chronik/Österreich

Laudamotion: Fragwürdige Flüge vor der Triebwerks-Explosion

Zeugen hörten einen lauten Knall. Es gab Stichflammen aus dem Triebwerk, Funken flogen. Die Laudamotion-Maschine mit dem Kennzeichen OE-LOA musste auf der Startbahn abbremsen. Die Maschine wurde evakuiert. Der Vorfall legte Freitagabend den Flughafen in London-Stansted lahm – und er lässt derzeit noch viele brisante Fragen offen.

Denn die Maschine war in den Tagen zuvor – teilweise offenbar ohne Passagiere – durch halb Europa unterwegs. Das passiert normalerweise eigentlich nur, wenn es ein Problem gibt.

Madrid, Düsseldorf

Laut Aufzeichnungen der Internetseite flightradar24 und KURIER-Informationen aus gut informierten Kreisen war die betroffene Maschine am Dienstag noch planmäßig von Wien nach Madrid geflogen. Doch statt des normalen Rückflugs stand der Jet zunächst 16 Stunden lang in Madrid. Dies passiert, wenn Techniker eine Maschine untersuchen, etwa wegen eines technischen Fehlers oder wenn gerade kein Pilot verfügbar ist. Aus Spanien wurde der Jet anschließend außerplanmäßig und vermutlich leer nach Düsseldorf überstellt. Dort stand das Flugzeug weitere 48 Stunden lang am Flughafen.

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Am Freitag in der Früh wurde OE-LOA wieder von Deutschland nach Wien überstellt, wohl erneut ohne Passagiere. Erst von dort hob der Jet nach London ab, wo es beim neuerlichen Startversuch zu dem Abbruch kam.

Beobachter sprachen von mehreren Stichflammen, gefolgt von weißen Funken, die aus dem linken Triebwerk des Flugzeugs kamen. Die Piloten brachen den Start sofort ab, stoppten die Maschine nach rund 270 Metern auf der Startbahn.

„Und dann rief die Besatzung ,Evakuieren, evakuieren.’ Es war beängstigend“ zitiert der britische TV-Sender BBC einen Immobilienmakler aus Essex. Die 169 Passagiere gelangten über die Notrutschen ins Freie. Dabei zogen sich acht Personen leichte Verletzungen zu. Die britische Unfalls-Untersuchungsbehörde wird alles untersuchen, denn auch die Evakuierung wirft Fragen auf, wie in Flug-Internetforen gemutmaßt wird. So wurden die Passagiere offenbar über genau jenen Flügel via Notrutschen ins Freie gelassen, an dem das kaputte (noch brennende?) Triebwerk war. Andere Experten meinen, dass eine Evakuierung eventuell gar nicht notwendig gewesen wäre und die acht Verletzten somit vernieden hätten werden können.

Die Reisenden wurden auf eine Ryanair-Maschine umgebucht und kamen laut Peter Kleemann, Sprecher des Flughafen Wien, um 2.56 Uhr Samstagfrüh an. Laudamotion hat eine Anfrage des KURIER am Samstagabend vorerst noch nicht beantwortet.

Weiterer Vorfall

Die Laudamotion-Maschine war nicht die einzige, bei der es auf dem Weg nach Wien zu Komplikationen gekommen ist. Ein Eurowings-Airbus A319 von Portugal nach Wien musste am Samstag in Toulouse, Frankreich, außerplanmäßig landen. In der Cockpitscheibe war ein Riss.

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