Landwirtschaftskammer-Präsident: „Es braucht massive Entlastung“
Von Teresa Sturm
In einigen Regionen Österreichs war es der niederschlagsärmste März seit Aufzeichnungsbeginn. Doch nicht nur der viel zu trockene Winter belastet die Landwirtschaft: Die Produktionskosten sind massiv gestiegen. Die Futterkosten haben sich für Eierbauern etwa fast verdoppelt. Daher fordern Bauern und Landwirtschaftskammer nun mehr Geld vom Handel.
Derzeit sei die Versorgungssicherheit noch gewährleistet, sagt Josef Moosbrugger, Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich im KURIER-Gespräch: „Aber wir dürfen in den Anstrengungen nicht nachlassen und müssen alles tun, damit Bäuerinnen und Bauern auch in dieser angespannten Situation in der Produktion gehalten werden.“ Deshalb verhandle man „intensiv“ ein Maßnahmenpaket mit der Bundesregierung: Die Kosten, die bei der Produktion anfallen, sollen kurzfristig abgefedert werden, damit Bauern auch weiterhin die Lebensmittelversorgung sicherstellen können.
Eierbauern unter Druck
Mittelfristig brauche es aber im Handel Preise, die den Bauern kostendeckende Produktion ermöglichen, so Moosbrugger. Für ihn wäre es ein wichtiges Signal, wenn der Handel bereit wäre, bei „Preiserhöhungen rascher zu reagieren“. Vor allem die Eierbauern seien derzeit besonders unter Druck.
Aufgrund rasant gestiegener Futterkosten fordern die heimischen Legehennenbetriebe deutlich höhere Eierpreise vom Handel. Im Schnitt fünf Cent pro Ei mehr seien notwendig, um die höheren Futterkosten abzudecken, sagte der Obmann der Erzeugergemeinschaft Frischei, Franz Kirchweger. Die Eierversorgung über Ostern sei zwar gesichert, aber ohne mehr Geld vom Handel stehe die Existenz vieler Betriebe auf dem Spiel. Ohne sofortige Preisanpassung sei nicht gewährleistet, dass sich Österreich auch künftig zu 90 Prozent mit heimischen Eiern versorgen kann.
Teurer Treibstoff
Eine Lösung fordert Moosbrugger auch beim Öl. Man zahle derzeit in Österreich eine höhere Mineralölsteuer für Treibstoff, der in der Landwirtschaft verwendet wird, als das in anderen europäischen Ländern bei Landwirtinnen und Landwirten der Fall sei. „Wir fordern von der Bundesregierung eine Senkung der Mineralölsteuer auf das durchschnittliche Niveau anderer europäischer Länder für Agrar-Treibstoffe“, sagt Moosbrugger. Derzeit sei man in Verhandlungen. Für die Lebensmittelproduktion brauche es eine massive Entlastung – und zwar kurzfristig.
Angesprochen auf den Verlust von Landwirtschaftsflächen fordert der Präsident einen sparsameren Umgang mit dem Boden. Das Zubetonieren müsse ein Ende haben. Moosbrugger will, dass hier Kennzahlen festgelegt werden und zwischen Bund, Ländern und Gemeinden Vereinbarungen getroffen werden, wie man den Bodenverbrauch massiv reduzieren kann.
Moosbrugger nennt die Situation in der Landwirtschaft auch deshalb „extrem angespannt“, weil der Niederschlag so lange fehlte. Die Bewirtschaftung der Anbauflächen leide enorm unter der Klimaveränderung. „Das bringt insbesondere für all jene, die unter freiem Himmel arbeiten, extremere Herausforderungen mit sich“, sagt Moosbrugger.