Krankenhäuser wollen Regelbetrieb mit Vorsicht hochfahren
Österreichs Krankenhäuser wollen die ausgesetzten Behandlungen wieder schrittweise hochfahren. Inwiefern mit einer baldigen Öffnung für alle Patienten zu rechnen ist, lässt sich zeitlich jedoch nicht festlegen. Wie bei den Bundesländern betont wurde, müsse mit Vorsicht - besonders mit Blick auf weitere Covid-19-Fälle - vorgegangen werden.
So rief die Steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft (KAGes) zu Achtsamkeit und Gleichklang aller Bundesländer auf. Achtsam heiße, unter Einhaltung aller notwendigen Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen arzt- und patientenseitig, im Gleichklang bedeute, dass möglichst nicht einzelne Länder, Spitäler und andere Anbieter vorpreschen sollten. Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) will am Freitag im Rahmen einer Pressekonferenz über Spitalskapazitäten sprechen.
Aufgrund der Behandlung von Corona-Patienten sowie damit verbundenen Sicherheitsmaßnahmen sind nicht unbedingt notwendige Operationen und Kontrolluntersuchungen, aber auch die kontinuierliche Betreuung chronisch kranker Patienten derzeit zurückgestellt.
Der Rückstau muss nun abgearbeitet werden. "Stattfinden muss es in absehbarer Zeit, sonst können wir den Verlust nicht ausgleichen", warnte der steirische Ärztekammerpräsident Herwig Lindner.
Wien, NÖ und OÖ noch zurückhaltend
In Wien gibt es Pläne für das Hochfahren des Betriebs, Details sollen demnächst vermeldet werden. Niederösterreichs Landeskliniken-Holding verwies auf ein Ende der Woche stattfindendes Abstimmungsmeeting. In Oberösterreich ist abhängig von der Entwicklung geplant, den Betrieb in allen Krankenhäusern sukzessive wieder hochzufahren.
Die Entscheidung über den konkreten Zeitpunkt obliege dem Bund bzw. dem Krisenstab des Landes, hieß es aus der Gesundheitsholding. Bis Ende April gelte jedenfalls die Aufrechterhaltung eines Akutbetriebs inklusive Versorgung von Krebs-Patienten.
Auch im Burgenland laufen Planungen. Derzeit sei allerdings "noch nicht absehbar", wann wieder nicht dringliche Operationen und Behandlungen durchgeführt werden, hieß es vonseiten der Burgenländische Krankenanstalten-Ges.m.b.H. Der Fokus liege nach wie vor auf der Behandlung von Corona-Patienten, man bereite sich auch weiter auf mögliche Szenarien vor.
Die Kärntner Landeskrankenanstalten Betriebsgesellschaft Kabeg teilte mit, dass im Koordinationsgremium und den Spitälern derzeit Abstimmungen und Planungen stattfinden "wie und in welcher Form der elektive OP- und Ambulanzbetrieb wieder schrittweise hochgefahren werden kann". Man habe aufgrund des Epidemiegesetzes den Auftrag, die Strukturen für die isolierte Behandlung von Covid-Patienten weiterhin bereitzustellen.
300 Spitalsbetten für Covid-Patienten
In Vorarlberg wird die Grundversorgung in den Krankenhäusern ab Montag schrittweise nach oben gefahren. Wurden 500 Spitalsbetten für Covid-19-Patienten frei gehalten, so werden es dann nur noch 300 sein. Die anderen Betten stehen wieder für die Grundversorgung zur Verfügung.
Für mögliche Covid-19-Patienten wurden 200 Plätze in einem stationären Notversorgungszentrum auf dem Messegelände in Dornbirn eingerichtet - in der Hoffnung, dass man sie nicht brauchen wird. In Vorarlbergs Krankenhäusern sind rund 3.000 nicht dringende Operationen - meist tageschirurgische Eingriffe - abgesagt worden. Aktuell werden die Betroffenen kontaktiert, um neue Termine zu vereinbaren.
Kein Zeitplan in Tirol
Die tirol kliniken arbeiten derzeit an einem Plan zum Wiederhochfahren des Betriebs, teilte Kliniksprecher Johannes Schwamberger mit. Man wolle hier aber jedenfalls in enger Abstimmung mit allen übrigen öffentlichen Krankenhäusern in Tirol vorgehen. Einen Zeitplan, wann mit dem Wiederhochfahren begonnen werden könne, gebe es vorerst nicht. "Das steht noch in den Sternen. Es wird wahrscheinlich auch ein wenig später als im Osten Österreichs stattfinden, weil Tirol ja auch stärker betroffen war", meinte Schwamberger.
Es sei eine regelrechte Mammutaufgabe, diesen Plan zu erstellen. Dabei müsse beispielsweise berücksichtigt werden, nach welchen Operationen jedenfalls Intensivbetten benötigt werden. Zudem müsse man auch in Zukunft mindestens eine Station für Covid-19-Patienten freihalten, da man noch lange mit dem Coronavirus infizierte Patienten versorgen wird müssen.
Salzburg war vom Corona-Ausbruch ebenfalls heftiger betroffen. Nun sollen vorrangig solche Leistungen erbracht werden, die von erhöhter medizinischer Dringlichkeit sind, tagesklinisch erfolgen können und möglichst wenig Intensivkapazitäten binden.
"Für das Uniklinikum Salzburg habe ich dazu die Geschäftsführung mit der Erarbeitung eines entsprechenden Konzeptes beauftragt, das bis Ende April vorliegen soll", erklärte Gesundheitsreferent LHStv. Christian Stöckl (ÖVP). Zudem erfolge ein Monitoring, um im Bedarfsfall auf eine zweite Corona-Welle reagieren zu können.
Derzeit liegt die Bettenauslastung in den 14 Salzburger Spitälern im Non-Covid-Bereich und ohne die Intensivbetten miteingerechnet bei 56 Prozent, wie ein Sprecher des landesweiten medizinischen Krisenstabs für Covid-19 auf Anfrage erklärte. Von diesen insgesamt 2.422 Betten seien 1.350 belegt und 1.072 frei.