Heftiger Gegenwind für Zillertaler Wasserstoffzug
Von Christian Willim
Mit einem Grundsatzbeschluss hat die schwarz-rote Tiroler Landesregierung vergangene Woche die Weichen für einen Wasserstoffzug auf der Zillertalbahn gestellt. Nun schlägt ein KURIER-Bericht mit kritischen Expertenstimmen zu dem Vorhaben Wellen.
Wie berichtet, hatte ausgerechnet der Verkaufsleiter jenes Unternehmens, bei dem die Wasserstoffzüge bestellt werden soll, gegenüber einer Schweizer Zeitung erklärt: „Wasserstoff ist nur sinnvoll, wenn es keine Alternative in Form von Elektrifizierung oder Batterie gibt“, so Ansgar Brockmeyer vom Schweizer Unternehmen Stadler.
Manfred Schrödl, Leiter des Instituts für Energiesysteme und Elektrische Antriebe an der TU Wien, warnte gegenüber dem KURIER gar von einer Verschwendung von Strom und Steuergeld. Im Vergleich zu einem Batteriezug werde zudem doppelt so viel Energie benötigt. Die Bahn soll im Vergleich zum klassischen Oberleitungsbetrieb Mehrkosten von bis zu 180 Millionen Euro in 30 Jahren verursachen, heißt es von Seiten des Landes.
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Gegenüber dem ORF Tirol hat Brockmeyer vom Zughersteller Stadler seine Aussage am Donnerstag nun noch einmal untermauert. Laut ihm würde eine Wasserstoffbahn im Zillertal nicht wirklich Sinn machen: „Wenn man mit der Reichweite eines klassischen Batteriezuges hinkommt – und das ist in Mitteleuropa meistens so – dann kann man mit einem Batteriezug fahren. Das ist wirtschaftlich auch günstiger.“
Die schwarz-rote Tiroler Landesregierung scheint aber jedenfalls an dem Projekt festhalten zu wollen - nachdem man in der vergangenen Woche einen Grundsatzbeschluss auf Dekarbonisierung und Umrüstung der schmalspurigen Bahn auf Wasserstoffantrieb gefasst hatte.
„Die Landesregierung hat eine Grundsatzentscheidung getroffen, es gibt eine Bandbreite an Wissen wie ein Gutachten von der KCW, einer Strategie- und Managementberatungsfirma im Bereich des straßen- und schienengebundenen öffentlichen Verkehrs in Deutschland“, betonte Landeshauptmann Mattle gegenüber der Online-Ausgabe der Tiroler Tageszeitung.
"Nicht so effizient"
Die kritischen Argumente seien nicht neu und natürlich in die Überlegungen der Regierung miteingeflossen. „Ein Wasserstoffantrieb ist nicht so effizient wie eine Oberleitung für den Elektrobetrieb, allerdings führt auch eine Oberleitungsbahn zu massiven Investitionen. Alle wollen eine Dekarbonisierung ohne Dieselantrieb“, erklärte der Landeschef.
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Die verschiedenen Varianten - Elektrifizierung, Batterie- bzw.- Akkubetrieb sowie Wasserstoff - habe man sich angeschaut und sich letztlich für Wasserstoff entschieden.
Im von Mattle angesprochenen KCW-Gutachten wurden tatsächlich aber nur zwei Varianten gegenüber gestellt: ein Wasserstoffzug und eine Bahn mit Oberleitung. Letztere Variante wurde im Zillertal stets abgeleht. Stromleitungen habe man schon genugt, argumentierte ÖVP-Nationalrat und Hauptverfechter des Projekts unter anderem.
TU-Experte Schrödl kritisierte jedoch, dass die Variante Akku-Zug jedoch nie wirklich ernsthaft debattiert wurde. Auch der komme ohne Oberleitung aus, verbrauche aber eben nur die Hälfte an Strom.
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Bei den Zillertalbahnen legte sich stets Technikvorstand Helmut Schreiner für die Wasserstoff-Variante ins Zeug. Der ist nun aber seinen Job los, nachdem er über einen falschen Doktortitel und eine Plagiatsaffäre gestolpert ist.