Chronik/Österreich

GTI-Treffen-Initiator: „Ich bin als Vermittler zu alt“

„Hat sie gerade Opa oder Opel zu mir gesagt?“ Diese Frage stellt sich Erwin Neuwirth, der Initiator des ursprünglichen GTI-Treffens seit Wochen, nachdem ihn eine junge Teilnehmerin des inoffiziellen GTI-Treffens vermeintlich als Großvater bezeichnete. Und damit einhergeht anscheinend die Erkenntnis, die er dem KURIER am Mittwoch mitteilte: „Ich habe erkannt, dass ich als Vermittler für das GTI-Treffen zu alt bin.“

Bereits im Februar kündigte der studierte Ökologe in einem KURIER-Interview seinen Rückzug aus der Veranstaltung nach 38 Jahren an. Er forderte gleichzeitig, dass das Treffen generell abgesagt werden sollte.

Tatsächlich sollte dieser Wunsch in Erfüllung gehen: Denn just in diesem Jahr schlug Corona zu, das GTI-Treffen fand aus diesem Grund seit 1982 zum ersten Mal nicht statt.

Tausende bei Nebentreffen

Trotz der Absage des offiziellen GTI-Treffens strömten aber Tausende PS-Enthusiasten zu den Nebentreffen im September und pfiffen größtenteils auf die Corona-Regeln. Diese Pkw-Ansammlungen im Herbst fanden auch in den Jahren vor Corona statt. Beliebt waren sie bei dem Großteil der Bevölkerung aber nie, jedoch duldete man „Gummi, Gummi“.

Denn die Treffen brachten dem heimischen Tourismus Einnahmen, auf die ungern verzichtet wurde. Heuer eskalierte die Lage jedoch, zahlreiche Anzeigen und Polizeieinsätze waren die Folge. Das Land Kärnten forderte den Bund auf, neue Regeln aufzustellen.

Doch genau hier sieht der GTI-Treffen-Initiator einen Widerspruch: „Je mehr Verordnungen erlassen werden, umso größer werden der Widerstand und der soziale Gegendruck.“

Zeiten ändern sich

Von dem Treffen von vor 40 Jahren sei schlichtweg nichts mehr da, konstatiert Neuwirth und ortet auch einen generellen Moralitätswandel. Neuwirth erinnert in seiner schriftlichen Stellungnahme an eine Zeit, wo die GTI-Fans gern gesehene Gäste waren. Eine Zeit, in welcher der Bürgermeister von Reifnitz noch persönlich die Zelte kontrollierte - schlichtweg eine simplere Zeit.

Auch an das 30. GTI Treffen, als 200.000 Besucher samt VW-Führungsriege den Wörthersee aufsuchten und Hauptaktionär Ferdinand Piech die Goldene Verdienstmedaille des Landes Kärnten überreicht bekam, hebt der Kärntner hervor.

Die Politik mache es sich schlichtweg zu einfach, mit dem erhobenen Finger auf andere zu zeigen, meint er.

„Jugendrevolte des Fatalismus“

Neuwirth hat sich vor Ort selbst ein Bild gemacht und mit seinem Nachfolger gesprochen. „Zehn Prozent ruinieren 90 Prozent“, urteilt er. „Die einen rasen und quietschen, die anderen sitzen und saufen.“ Das Treffen 2020 sei wie eine „Jugendrevolte des Fatalismus“. Trotzdem sieht er es allgemein positiv, weil es um den Spaß ginge, wie ihm eine Teilnehmerin bescheinigte.

Er beklagt auch soziale Ungerechtigkeit in der Szene. „Reich ist der, der sich neben dem Auto auch die Strafen leisten kann,“ so Neuwirth. Deshalb würden härtere Strafen wie die Abnahme des Kennzeichens oder Beschlagnahmung des Fahrzeuges wenig bringen. „Das werden wir miteinkalkulieren“, sagte ein GTI-Teilnehmer zu Neuwirth. Er werde mit zwei Fahrzeugen kommen. Indes wird im Internet schon kräftig für das offizielle GTI-Treffen 2021 geworben.