Gewalt gegen Frauen: Es gibt noch viel zu tun
Die Bundesregierung hat am Mittwoch betont, dass es im Bereich Gewalt gegen Frauen noch viel zu tun gibt.
"Es ist nach wie vor traurige Realität, dass jede dritte Frau von Gewalt betroffen ist", erinnerte Justizministerin Alma Zadić (Grüne) beim Tag der Offenen Tür im Gewaltschutzzentrum Wien. Am Vortag war ein Europarats-Bericht veröffentlicht worden, der die österreichischen Schritte gegen häusliche Gewalt und Gewalt gegen Frauen insgesamt positiv bewertet.
Qualitätskriterien für Prozessbegleiter festgeschrieben
Es sei "großes Lob für Österreich und die Verbesserungen des Gewaltschutzes" ausgesprochen worden, sagte Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP) zu dem sogenannten Grevio-Bericht. "Nun sind wir in einer Situation, wo die Gewaltschutzzentren ausfinanziert sind, wo es in jedem Bezirk eine Frauen- und Mädchenberatungsstelle gibt, wo wir neue Schutz- und Übergangswohnungen gemeinsam mit den Bundesländern geschaffen haben" und das seien nur einige wenige Beispiele.
"Wir müssen weiter alles daran setzen, damit wir den Zugang von Frauen zu Unterstützung auch verbessern, Frauen sich rechtzeitig melden und gar nicht erst Opfer werden", ergänzte Zadić. Besonderes Anliegen sei ihr die juristische und psychosoziale Prozessbegleitung. Diese biete die Möglichkeit, sich von Expertinnen und Experten beraten zu lassen und im Falle eines Verfahrens würden Rechtsanwälte zur Verfügung gestellt.
Hier wurde am Mittwoch eine neue Verordnung kundgemacht, die "ganz klare Qualitätskriterien vorsieht", berichtete Zadić. Diese werden nun in der Verordnung festgeschrieben und regeln die Rechte und Pflichten von Prozessbegleiterinnen und -begleitern und der Einrichtungen. Ebenfalls festgelegt ist die fachliche Qualifikation sowie wer eingebunden und mit wem zusammengearbeitet wird. Außerdem sind Spezialisierungen möglich, beispielsweise auf minderjährige Opfer, sexuelle Gewalt oder Hass im Netz.
11.554 Prozessbegleitungen gab es im Vorjahr, wurde auf APA-Anfrage aus dem Justizministerium erläutert. 9.269 der Unterstützungen betrafen Frauen, 2.285 Männer. Im Jahr 2022 waren es mit 9.933 Prozessbegleitungen noch deutlich weniger gewesen.
Verdopplung der Präventionsbeamten
"Frauen und Mädchen sind noch immer viel zu oft von Gewalt, von häuslicher Gewalt, betroffen", sagte Innenminister Gerhard Karner (ÖVP). Die Zahl der Präventionsbeamtinnen und -beamten sei in den vergangenen Jahren von 500 auf 1.200 mehr als verdoppelt und die Zahl der Polizistinnen insgesamt erhöht worden. Das sei ein wichtiges Signal, weil Frauen und Mädchen, die von Gewalt betroffen sind, sich eher einer Polizistin anvertrauen. Seit Einführung im September 2021 wurden 27.000 Anti-Gewalttrainings mit Gefährdern durchgeführt, erläuterte der Innenminister.
Die drei Regierungsmitglieder dankten dem Gewaltschutzzentrum Wien an seinem Standort auf der Mariahilfer Straße stellvertretend für viele weitere Einrichtungen, die in diesem Bereich tätig sind, für ihre Arbeit. So viele Frauen wie möglich müssten wissen, dass es diese Angebote gibt, sagte Zadić. Das Gewaltschutzzentrum Wien hat im Vorjahr beispielsweise 6.708 Opfer von Gewalt und Stalking beraten und unterstützt und mehr als 3.000 Gerichtsverfahren im Rahmen der Prozessbegleitung betreut.
In Österreich finden Frauen, die Gewalt erleben, u.a. Hilfe und Informationen bei der Frauen-Helpline unter: 0800-222-555, www.frauenhelpline.at; beim Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF) unter www.aoef.at sowie beim Frauenhaus-Notruf unter 057722 und den Österreichischen Gewaltschutzzentren: 0800/700-217; Polizei-Notruf: 133)