Wolfsverdacht: Gerissene Schafe in Tirol und Vorarlberg
Von Kevin Kada
In Tirol nimmt die Zahl der offenbar durch einen Wolf gerissenen Schafe kein Ende. Im Gemeindegebiet von Spiss (Bezirk Landeck) wurden am Wochenende weitere fünf Schafe tot aufgefunden und amtstierärztlich begutachtet. Außerdem wurden Proben für eine genetische Untersuchung genommen. Aufgrund des Rissbildes ergebe sich ein konkreter Wolfsverdacht, hieß es seitens des Landes.
Bereits Anfang August waren in Spiss drei Schafe mit für einen Wolfsriss charakteristischen Kehlbissen gefunden worden. Die Ergebnisse der DNA-Analyse lagen vorerst noch nicht vor.
Weiterer Vorfall in Tirol
Indes berichtete das Land über einen weiteren Vorfall in Pfunds (Bezirk Landeck). Hier laufe derzeit die Abklärung durch den Amtstierarzt. Ende Juli waren in Pfunds ebenfalls schon tote Schafe gefunden worden. Diesbezüglich lagen die Ergebnisse der genetischen Untersuchung noch nicht vor.
Klarheit gab es unterdessen über das Schicksal eines toten Lammes und eines toten Widders in Navis (Bezirk Innsbruck Land). "Die beiden Tiere weisen kein einem Verursacher eindeutig zuordenbares Rissbild auf. Zur weiteren Abklärung wurden Tupferproben für eine DNA-Analyse genommen", erklärte Martin Janovsky, Beauftragter des Landes für große Beutegreifer.
Und auch in einem weiteren Fall wartete das Land mit Neuigkeiten auf: Zahlreiche in den vergangenen Wochen im Kaiserwinkl im Tiroler Unterland, im Grenzgebiet zu Bayern, gerissene Schafe waren nicht einem sogenannten Hybriden, einer Kreuzung aus Wolf und Hund, zum Opfer gefallen.
Dieser Verdacht habe sich nicht bestätigt. "Vertiefende genetische Analysen sowohl der österreichischen und als auch der deutschen Behörden haben keinerlei Hinweise auf eine Hybridisierung erbracht", so Janovsky. Vereinfacht ausgedrückt bedeutet das, dass der für die Risse verantwortliche Wolf ein "reinrassiger" Wolf und kein Hundemischling gewesen war.
Mehrer Schafe in Vorarlberg gerissen
In der Vorarlberger Talschaft Bregenzerwald hat am Wochenende offenbar ein Wolf mehrere Schafe gerissen und eines schwer verletzt. Eine Bestätigung durch eine DNA-Analyse stand zwar noch aus, nach dem vorgefundenen Schadbild liegt der Verdacht nach Angaben des Landeswildbiologen Hubert Schatz aber nahe, dass es sich um Wolfsrisse handelt. Die gezogenen Proben würden gerade untersucht.
Die Schafe wurden auf zwei Vorsäßen im Mittelbregenzerwald getötet. "Endgültig bestätigt werden kann die Einschätzung, dass ein Wolf die Tiere gerissen hat, erst nach Vorliegen der Ergebnisse der genetischen Untersuchungen", sagte Schatz. Die Analysen werden am Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie der Veterinärmedizinischen Universität in Wien durchgeführt.
Der Einschätzung von Schatz zufolge hält sich ein einzelner Wolf bevorzugt im Großraum Sibratsgfäll-Hittisau-Balderschawang-Hirschgunttal (Grenzgebiet Bregenzerwald/Allgäu) auf. Aus dem Vorjahr liegen zwei genetisch bestätigte Risse in Hittisau und Schönebach vor. Zudem sei es im Herbst in Hittisau einem Jäger gelungen, mit Hilfe einer Wildkamera einen Wolf zu fotografieren, so der Wildbiologe.
Entschädigung
Betroffene Landwirte werden entschädigt, erklärte der zuständige Landesrat Christian Gantner (ÖVP). Das weitere Vorgehen finde nun nach dem gemeinsam festgelegten 'Aktionsplan Wolf' statt. Vorrangiges Ziel sei es, weitere Schäden möglichst zu verhindern.
Die Bewirtschaftenden der benachbarten Vorsäße und Alpen werden ersucht, die Weidetiere möglichst genau zu beobachten und in der Nacht an gesicherten Plätzen unterzubringen, so Gantner. Die Verantwortlichen der Hegegemeinschaft sowie Jäger des Gebietes sind dazu aufgerufen, allfällige relevante Beobachtungen an den Wildbiologen weiterzuleiten.
Landwirtschaftskammerpräsident Josef Moosbrugger (ÖVP) forderte unterdessen den Abschuss des Tieres. Mit dem Auftreten des Wolfes sei die Weidetierhaltung massiv gefährdet. Die jüngsten Fälle zeigten, dass sich der Wolf nicht abwehren lasse.