Flut-Helfer: Sonderurlaub erst nach Intervention
Einen kurzfristigen Personal-Engpass hatten die Wiener Linien dieser Tage zu bewältigen: Rund hundert Mitarbeiter mit Wohnorten in Niederösterreich sind Mitglieder in freiwilligen nö. Feuerwehren und hatten um Dienstfreistellung angesucht, damit sie gegen das Hochwasser ankämpfen können – für einige Tage war das Füllen von Sandsäcken und Auspumpen von Kellern dringlicher, als das Lenken von U-Bahnen und Bussen.
Das war bei früheren Großeinsätzen kein Problem: Wie auch andere Betriebe im Einflussbereich der Stadt Wien hatten die Wiener Linien in Katastrophenfällen bisher großzügig Dienstfreistellungen für Feuerwehr-Mitglieder erteilt.
„Keine Freistellungen“
Diesmal war alles anders: „Derartige Einsätze sind auf Urlaubsbasis möglich, automatische Freistellungen gibt es keine“, sagt Freitagfrüh Answer Lang, Sprecher der Wiener Linien. Wer helfen will, darf das also, muss sich dafür aber Urlaub nehmen.
Als Begründung für den Paradigmenwechsel nannte Lang schlechte Erfahrungen, die man beim Hochwasser 2002 gemacht habe: „Damals hatten sich so viele Mitarbeiter freigenommen, dass wir Probleme hatten, den Betrieb aufrecht zu erhalten.“
Zudem gebe es auch in Wien leichtes Hochwasser. Dies sei zwar für die Wiener Linien kein großes Problem, erfordere aber erhöhten Personaleinsatz, sagt Lang: „Obwohl wir die Dringlichkeit kennen, können wir diesmal keine Freistellungen gewähren. Priorität hat die Aufrechterhaltung des Betriebs in Wien.“
Weisung
Eine Stunde später war alles anders: „Wir erkennen die betrieblichen Notwendigkeiten der Wiener Linien an. Trotzdem hat die Stadträtin soeben mit Wiener-Linien-Geschäftsführerin Alexandra Reinagl telefoniert und verfügt, eine Lösung für jene Kollegen zu finden, die im Hochwasser-Einsatz stehen“, sagt Brauners Sprecher Ferdinand Pay.
Kurz darauf hatten die Wiener Linien einen Kompromiss parat, „weil es unserem Eigentümer, der Stadt Wien, wichtig ist, eine Lösung zu finden“, erklärte Answer Lang. Mitarbeiter, die im Katastrophen-Einsatz stehen, werden dafür einen Tag dienstfrei gestellt.
Vorbildlich
Dass es anders geht, beweisen viele Firmen. Sie gewähren ihren Mitarbeitern auch ohne Druck von außen großzügige Freistellungen für Hochwasser-Einsätze: Bei der Asfinag etwa – bei der sich viele Mitarbeiter bei der Feuerwehr engagieren – ist es in derartigen Fällen üblich, Mitarbeitern zwei Tage Sonderurlaub zu gewähren. „Im aktuellen Fall haben wir das für jeden, der freiwillig im Hilfseinsatz tätig war, auf vier Tage erhöht. Schließlich geht es um eine gute Sache“, sagt Asfinag-Sprecherin Alexandra Vucsina-Valla.