Eurotransplant rudert zurück: Organspende war rechtens
Der Fall um eine umstrittene Lungentransplantation im AKH nimmt eine neue Wende. Wie berichtet, soll Chefchirurg Walter Klepetko laut Aussagen einiger Mitglieder von Eurotransplant (einer Stiftung zur Verteilung von Spenderorganen zwischen Österreich, Deutschland, den Beneluxstaaten, Kroatien, Slowenien und Ungarn, Anm.) unrechtmäßig eine Lunge aus dem System für Organspenden bekommen haben. Der Thoraxchirurg dementierte das vehement. Jetzt stimmt ihm Eurotransplant überraschenderweise doch zu: „Die Zuweisung der Organspende ist nach allen Regeln von Eurotransplant passiert“, heißt es auf KURIER-Anfrage.
Zur Erklärung: Eine Patientin aus Griechenland hatte Monate auf ein Organ gewartet, als eine Lunge in ihrer Heimat zur Verfügung stand. Klepetkos Ärzteteam bildet seit Jahren griechische Ärzte aus, um dort ein System für Organspenden aufzubauen. Als Gegenleistung gibt das Land Organe, die nicht gebraucht werden, an Eurotransplant weiter. Insgesamt waren es bisher 22 Lungen.
Weil die Operation der Griechin extrem schwierig war, entschieden die Ärzte, sie im AKH zu operieren, weswegen das Organ an Eurotransplant gemeldet und dann gleich von den Wiener Ärzten in Anspruch genommen wurde.
Nachdem die Causa in die Schlagzeilen gelangt war, sprach Chefchirurg Klepetko von einer Intrige gegen ihn. Das sehen auch Ärzte aus dem Umfeld des AKH und der MedUni so.
Antwort von Eurotransplant an Griechen
Die griechischen Kollegen fragten bei Eurotransplant nach, was eigentlich das Problem sei. Die Antwort-Mail von Eurotransplant liegt dem KURIER vor: Man schätze die Zusammenarbeit, viele Patienten seien gerettet worden. Allerdings: Weil das AKH von der Lunge im Vorhinein wusste, habe man schneller reagieren und das Organ bekommen können – ein Nachteil für andere Eurotransplant-Patienten.
Nun will m an in der Causa aber anscheinend nicht weiter nachforschen, wie das Schreiben an den KURIER nahelegt. Eurotransplant sehe die Zuständigkeit beim AKH und österreichischen Behörden – und die ermitteln bereits. Das AKH hat eine internationale Expertenkommission einberufen, und die Ärztekammer beschäftigt den Ehrenrat damit.
Außerdem äußerte sich die Ärztekammer auch zum Vorwurf der zu hohen Honorare. „Es ist üblich, dass Honorare bei ausländischen Selbstzahlern höher ausfallen können. Wir wollen hier keine medialen Vorverurteilungen“, sagt Ärztekammer-Sprecher Hans-Peter Petutschnig.