Chronik/Österreich

Westbahnstrecke wieder offen: Holpriger Start der ÖBB nach Unwetter

Fahren sie, oder fahren sie nicht? Die Züge der ÖBB und der Westbahn Richtung Westen. Seit Sonntag war die Weststrecke wegen der massiven Unwetter unterbrochen. 

Kurz nach 6 Uhr stehen  am Mittwoch bereits zwei Züge der Westbahn am Wiener Westbahnhof bereit. Jener auf Gleis 6 wird als doppelte Garnitur geführt. Mit Endziel München wird es der erste sein, der seit der hochwasserbedingten Sperre der Strecke am Sonntag die Bundeshauptstadt verlässt.

 Trotzdem lässt sich problemlos ein Platz finden. "Wenn Sie nach Salzburg oder München fahren wollen, müssen Sie bitte in die vordere Garnitur einsteigen. Der Zug wird in Attnang-Puchheim geteilt", erklärt ein Westbahn-Mitarbeiter. 

Schüler, Pendler und zuletzt in Wien festgesessene Reisende sind an Bord. Wien - St. Pölten - Linz - Salzburg - Innsbruck - Bregenz. Die Westbahnstrecke verbindet sechs von neun Landeshauptstädten und ist damit die wichtigste und meistbefahrene Zugverbindung des Landes.

Auf die Minute genau um 6.38 rollt die Westbahn an diesem Mittwochmorgen los. Immer wieder mit der Durchsage: "Aufgrund der Störungen auf der Strecke wird es immer wieder zu kurzen Aufhalten kommen." Aber dennoch soll jede Stunde nun ein weiterer Zug vom Westbahnhof Richtung Salzburg auf Schiene gehen. Am Hauptbahnhof soll der erste Zug um 7.55 abfahren. 

Ab 18.09.2024 ist zwischen Wien Hbf und Salzburg Hbf der Zugverkehr wieder möglich.
RJX-Züge fallen aus.
RJ-Züge fahren im Stundentakt.
REX-Züge fahren im Stundentakt zwischen Wien Westbahnhof und St.Pölten Hbf.
Schienenersatzverkehr zwischen Wien Hütteldorf und Eichgraben-Altlengbach.
ÖBB-Fahrkarten werden zwischen Wien Westbahnhof und Wien Hütteldorf bei den Wiener Linien anerkannt.

Ausfall aller ICE-Züge zwischen Wien Hbf und Passau.
Ausfall NJ/EN Verkehr grenzüberschreitend und in Österreich.
Ausfall aller EC/EN Züge im grenzüberschreitenden Verkehr zwischen der Tschechischen Republik und Polen, die Züge fahren von Österreich kommend nur bis Hranice na Morave. Es ist kein Schienenersatzverkehr möglich.

Alle weiteren Streckeninfos auf oebb.at.

Auch hier ist geplant, jede Stunde einen Railjet loszuschicken. Ebenfalls als Doppelgarnitur, die in Salzburg geteilt wird, ein Teil fährt nach München, der andere Richtung Vorarlberg. 

Dieser Zug hält, wie es Chris Lohner so schön durchsagen wird, bis nach Linz, wo längst alles auf Schiene ist, in Wien Meidling, Tullnerfeld, Amstetten und St. Valentin. Am Hauptbahnhof verrät Reisenden aber die Anzeige, dass der Zug nicht in Tullnerfeld stehen bleibt.

Am Hauptbahnhof stehen um 7.30 noch keine Züge bereit, aber viele Reisende. Sehr viele. Der Großteil davon gestrandete Touristen. Und eine Gruppe, die auf Kur nach Bad Vigaun will. Eigentlich um 8.28, mit Reservierung 1. Klasse. 

Ärger über schlechte Kommunikation

Und in der Nacht gab es noch ein Mail, dass dieser Zug tatsächlich fahre. In der Früh war alles anders, jetzt versuchen sie es um 7.55. Mit großem Ärger im Bauch wegen der schlechten Kommunikation.

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Ein anderes Paar, das nach Feldkirch will, hat Verständnis für alle Verzögerungen: "Was da an Wasser heruntergekommen ist, ist ja unvorstellbar. Die wissen ja auch nicht, wie lange es dauert, diese Schäden zu beheben."

40 bis 50 Minuten verspätet

Um 7.50 dann die Ernüchterung: Chris Lohner sagt durch, dass der Zug 40 bis 50 Minuten verspätet abfahren wird. Ein Raunen geht durch die Menge am Bahnsteig, sofort werden wieder die Handys gezückt. 

Und der Zug wird von Bahnsteig 8 kurzerhand auf Bahnsteig 10 verlegt, auf Gleis 8 geht es jetzt nach Deutschkreuz im Burgenland.

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Maria Theresia aus Kufstein war bei ihrer Tochter und den Enkelkindern in Wien. "Heute fuchsen sie uns sehr", sagt sie, als sie mit dem schweren Koffer den Wechsel von Bahnsteig 8 auf 10 geschafft hat. 

"Mein Mann braucht mich jetzt wieder"

Um gleich wieder zu relativieren: "Aber das ist alles nichts gegen das, was denen im Unwetter alles passiert ist." Nur heim will sie schon wieder: "Meinem Mann geht es nicht so gut, der braucht mich jetzt auch wieder."

Dieser Zug bringt die Massen nun nach Westen.

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Aber es wäre wohl nicht die ÖBB, würde alles glatt laufen. Denn es fährt keine Doppelgarnitur, sondern nur eine einfache. Und diese offenbar nur bis Salzburg. 

Nach jetzigem Stand dürften zumindest alle, die am Bahnsteig gestanden sind, einen Platz in dem Zug erhalten haben. Der erste Zug der ÖBB fährt um 8.23 Uhr vom Hauptbahnhof ab.

Nicht fahrplanmäßig

Ob die fahrplanmäßigen Zeiten der Züge eingehalten werden können, war vor Beginn der Streckenöffnung bereits unklar. Denn die Wasserschäden an den Gleisen der Westbahn sind längst nicht alle behoben. In Meidling wird das nochmals deutlich.

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Auch hier ist der Bahnsteig gut gefüllt. 90 bis 120 Minuten Verspätung sind derzeit bereits bis Salzburg aufgerissen. "Wir versuchen, diesen Zug irgendwie nach Salzburg durchzubringen", sagt der Schaffner in Meidling durch, "Grund sind Hangrutschungen außerhalb von Wien."

Fahrgäste, die nicht unbedingt Reisen müssen, werden gebeten, wieder auszusteigen: "Wir wollen versuchen, gestrandete Personen aus Wien zu transportieren." Der Schaffner bittet darüber hinaus die Fahrgäste, "einander zu helfen, wenn der Zug auf der Strecke stehen bleibt".

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Länger als üblich, dauern die Fahrten in jedem Fall: Die Züge werden über die Altstrecke geführt. Der erste Westbahnzug aus Wien war genau nach einer Stunde in St. Pölten.

Ganz reibungslos werden Bahnreisende an diesem Mittwoch auch sonst nicht von Wien bis in den Westen des Landes kommen. Die ÖBB müssen ihre Züge nach Tirol und Vorarlberg umleiten, die Westbahn Passagiere im Schienenersatzverkehr von Salzburg nach Innsbruck in Busse setzen. 

Deutsches Eck gesperrt

Das Deutsche Eck ist, wieder einmal, wegen Bauarbeiten gesperrt. Das war freilich schon geplant, bevor der Osten Österreichs überflutet wurde.

Ostbahn auch wieder offen

Und auch auf der Ostbahn ist der Zugverkehr laut ÖBB sowohl für den Fernverkehr als auch für den Nahverkehr uneingeschränkt möglich. Derzeit gibt es nur noch 15 Störungsmeldungen bei den ÖBB, 14 davon betreffen gesperrte Verbindungen wegen der Hochwasserschäden.