Ein Land auf der Suche nach Abkühlung
Hitze ist immer relativ. Während sich die einen bei Sommertemperaturen von bis zu 37 Grad wie in einer Fritteuse fühlen, liegen im Wiener Gänsehäufl zumindest die Pommes Frites wirklich in einer solchen. Dort hat es 120 bis 130 Grad mehr. Während die fettigen Erdäpfel-Stifte nicht über ihre Wohlfühltemperatur entscheiden dürfen, nutzten die Österreicher gerne die Möglichkeit zur Abkühlung.
Im Kultfreibad, der Insel inmitten der Alten Donau, treffen beide aufeinander: Die einen liegen im Salz, die anderen im Sand.
Elisabeth Papsch und ihr Sohn zählen zu denjenigen, die sich über das kulinarische Angebot freuen: „Badfritten gehören einfach dazu.“ Die Entscheidung fällt allerdings gar nicht so leicht: Neben etlichen Saucen kann man zwischen normalen Pommes mit Ketchup, Tijuana Street Fries mit Guacamole oder New York Disco Fries getrüffelt entscheiden. „Es ist hier das Pommes-El-Dorado“, sagt Papsch.
So unterschiedlich wie die Pommes sind auch die Schattensuchenden selbst.
So erzählt eine Wienerin, die erst seit Juli in Pension ist, dass sie nun auf die Abkühlung im Bad nicht mehr bis nach der Arbeit warten muss. Sie genießt an der Donau vor allem die Natur.
Zwei Touristen freuen sich wiederum über den Schatten – weil der Sonnenbrand vom Vortag spürbar ist – und schwärmen: „Wir haben in Berlin nichts, das nur ansatzweise so schön ist zum Baden. Man hat hier mehr Möglichkeiten mit Volleyball, Tischtennis und dem Kletterpark.“
Und natürlich lockt das Angebot mit Wellen- und Planschbecken Familien an. Viele Mütter haben nicht nur ihre eigenen, sondern auch Kinder von Freunden mit dabei. „Das geht sich sonst unmöglich aus mit der Kinderbetreuung im Sommer. Ich arbeite hauptsächlich am Wochenende, deshalb kann ich da sein“, erzählt eine von ihnen.
Rekord im Jahr 2013
Doch auch wenn ganz Österreich schwitzt – Rekorde fielen am Mittwoch nicht: Innsbruck war mit 37 Grad Celsius das heißeste Pflaster, Bad Deutsch Altenburg (NÖ) war mit 36,6 Grad nur knapp dahinter, ebenso Gänserndorf (NÖ) und Mayrhofen (Tirol) mit 36,3 Grad, Wien (Station Innere Stadt) kam auf 35,8.
Der Titel heißester Tag des Jahres bleibt somit vorläufig dem 14. Juli: In Seibersdorf in Niederösterreich wurden damals 37,6 Grad gemessen. Um den generellen Rekord aus 2013 zu knacken, müssten es noch ein paar Grad mehr werden: Am 8. August 2013 erreichte Bad Deutsch Altenburg 40,5 Grad – das war die seit Messbeginn höchste je verzeichnete Temperatur in Österreich. Doch auffällig: Am Mittwoch erreichten 160 von 280 Messstationen bereits vor 12 Uhr 30 Grad oder mehr. Rekordverdächtig ist auch die raschere Abfolge von Hitzetagen: 46 davon gab es 2015 in Innsbruck – damit liegt die Stadt an der Spitze. Zum Vergleich: 1961 bis 1990 gab es pro Jahr im Durchschnitt drei bis maximal zwölf Hitzetage jährlich. In der Periode 1991 bis 2020 stieg die Anzahl auf acht bis 23.
Heuer gab es bisher zwischen sieben (Linz) und 21 (Innsbruck) Hitzetage, da kommen noch mehr: Durch Gewitter kühlt es regionsweise ab, doch im Osten bleibt es laut Wetterdienst Ubimet heiß – am Montag könnten bis zu 38 Grad drin sein, am Dienstag punktuell eventuell knapp 39 Grad.
Für Menschen dürfte dann Sonnencreme übrigens mehr helfen als Ketchup.