Chronik/Österreich

Dramatische Bilder: Skifahren am schmelzenden Tiroler Gletscher

Der Hintertuxer Gletscher im Zillertal ist Österreichs einziges Ganzjahresskigebiet. Und laut Betreibern steht er "für 365 Tage Schneespaß und ganzjähriges Skivergnügen". Doch Videos, die auf Facebook, Whatsapp und Twitter kursieren und in den vergangenen Tagen entstanden sein sollen, sehen weder nach Schneespaß, noch nach Skivergnügen aus.

Sie dokumentieren vielmehr, wie dramatisch die Gletscher in den Alpen in diesem Sommer dahinschmelzen.

Alle Inhalte anzeigen

Die Bilder zeigen, wie Skifahrern auf der Trasse eines Schlepplifts regelrechte Schmelzwasserbäche entgegenkommen. Der Gletscher ist mehr grau als weiß. Die Reaktionen in den Sozialen Netzwerken reichen von Schock bis Empörung.

Das sommerliche Skifahren gerät auf dem Gletscher regelrecht zum Wasserskifahren, wie ein weiteres Video zeigt, das am Dienstag entstanden sein soll. In der Senke des Skigebiets gleiten die Sportler durch fließendes Wasser, das sich in mehreren Kanälen durch Eis und Restschnee frisst.

Alle Inhalte anzeigen

User rufen nach Sperren und zeigen Unverständnis dafür, warum am Hintertuxer Gletscher unter diesen Bedingungen überhaupt noch der Skibetrieb läuft.

Gegenüber der APA erklärte Matthias Dengg von den Zillertaler Gletscherbahnen nun, dass die Aufnhamen zwar im Skigebiet entstanden seien - aber nicht heuer. Die Pisten sähen aber auch im Moment ähnlich aus, wie es die Szene im Video suggeriere.

Dass sie nicht aktuell sind, sehe er daran, dass im Hintergrund Gletscherflächen abgedeckt sind, die im heurigen Winter nicht abgedeckt worden seien.

Extrem warm

Als der KURIER mit Dengg Stunden zuvor gesprochen hatte, kannte er die Videos noch nicht, sagt aber auch: "Wenn es in Innsbruck 37 Grad hat, ist es klar, dass es am Gletscher nicht minus 5 Grad hat. Wo Eis ist, schmilzt es. Das ist so." Die Tiroler Landeshauptstadt war am Mittwoch Österreichs Hitzepol. Selbst in hohen Lagen war es extrem warm.

"Das es in den lezten Tagen so warm war, macht uns zu schaffen", bestätigt Dengg. Aber das ist nur ein Teil der Geschichte. "Normalerweise sind die Gletscher erst am Ende des Sommers so stark betroffen, wenn das schützende Weiß verloren geht."

Dramatische Ausgangslage

Doch der vergangene Winter brachte wenig Schnee, Frühjahr und Frühsommer waren viel zu warm. Das sind laut Dengg die Faktoren, die den Gletscher heuer bereits viel früher angreifen.

Jenen, die angesichts der Bilder ein Aus des Skibetriebs fordern, sagt Dengg: "Ein Freibad sperrt ja auch nicht zu, wenn das Wetter mal zwei Wochen schlecht ist." Dass am Hintertuxer Gletscher ein Skigebiet ist, würde außerdem dazu beitragen, dass der Gletscher langsamer schwindet.

"Man muss auch sehen: Wir wollen den Gletscher ja auch konservieren." So würden etwa besonders sensible Flächen mit Vliesen abgedeckt. Präparierte und damit komprimierte Pisten würden zudem dafür sorgen, "dass der Schnee da bleibt, wo er gefallen ist."

In Tirol werden Gletscherskigebiete gerade wieder heiß diskutiert. Wie berichtet, haben die Pitztaler Gletscherbahnen die Pläne für eine Fusion ihres Skigebiets mit jenem der Ötztaler endgültig aufgegeben. Dafür hätten auf bislang unberührten Gletscherflächen 64 Hektar neuer Pisten und drei Seilbahnen gebaut werden sollen.