Chronik/Österreich

Die verschlossenen Tore zum Mondsee

Spaziert man entlang des Gehwegs, ist es kaum zu sehen: ein hölzernes Gartentor, versteckt zwischen den Sträuchern. Darauf montiert: ein gelbes Schild. „Unbefugten ist der Zutritt verboten“, ist in schwarzen Lettern zu lesen. Dahinter führen Stufen auf ein kleines aufgeschüttetes Uferplateau, an dessen Ränder das Wasser des Mondsees schwappt.

Ein paar Meter weiter: ein ähnliches Bild – nur, dass das Gartentor hier grün gestrichen ist. Und so reiht sich an der B151 ein Tor an das andere. Doch das war nicht immer so.

„Früher waren dort kleine Wege, wo Radfahrer, die Abkühlung suchten oder Hobbyfischer zum Wasser kamen“, erzählt ein Seeanrainer. Nun hätten sie keine Chance mehr. „Ich bin nicht neidig. Ich habe selbst einen Seezugang geerbt und verstehe alle, die einen pachten, wenn es die Option gibt. Würde man sich wirklich für freie Seezugänge einsetzen, sollte das Pachten aber gar nicht möglich sein.“

Verpachtet wurden die kleinen Flächen hinter den Gartentoren einst vom Land – und zwar vor dem Jahr 2019. Dieses markiert in der Debatte um den Zugang zu Seen eine Art Zäsur: Damals wurde der freie Seezugang in die oö. Landesverfassung aufgenommen (siehe Infokasten). Seither habe sich die Situation am Mondsee zwar verbessert, so der Anrainer. Die davor erfolgten Verpachtungen „wurmen“ ihn dennoch.

Projektgruppe prüft

Auch auf politischer Ebene sorgt das Thema seit Jahren für Debatten: Für die SPÖ OÖ ist der freie Seezugang in der Landesverfassung zwar eine Errungenschaft, aber nur der Anfang. Es müssten konkrete Maßnahmen folgen. Die SPÖ brachte dazu einen Antrag im Landtag ein: Das Land OÖ solle um zehn Millionen Euro Seegrundstücken kaufen und diese für alle zur Verfügung stellen. Die schwarz-blaue Landesregierung lehnte ab.

„Es gibt seitens des Landes, der Gemeinden und der Bundesforste ein breites Angebot an Badeplätzen, das regelmäßig ausgebaut wird“, heißt es aus dem Büro des zuständigen Landesrats Markus Achleitner (ÖVP). Zudem wurde eine Projektgruppe eingerichtet, die prüft, ob zusätzliche Seezugänge gekauft werden können.

Laut Thomas Ebner, Geschäftsführer des Tourismusverbands Mondsee-Irrsee, muss man unterscheiden: Es gebe Seebäder mit Eintrittskasse, freie Badeflächen, wo man nur fürs Parken zahle, freie Seezugänge, wo etwa baden mit Hund erlaubt sei und Uferbereiche, die aus Naturschutzgründen keiner nutzen sollte. „Für mich ist die Lage am Mondsee gut. Aber natürlich freut man sich über so viele öffentliche Flächen wie möglich.“ Chancen, solche zu ergattern, seien jedoch rar.

Günter Schwendinger, der gerade am Ufer des Mondsees Enten füttert, weiß warum: „Ein privates Seegrundstück gibt doch keiner her.“

Horrende Preise

Auch Sylvia Klimesch, die in ihrer ufernahen Pension die Wäsche aufhängt, sieht die Situation problematisch: „Es ist an allen Seen das gleiche Dilemma. Ich spreche da als Bürgerin.“ Klimesch ist nämlich auch grüne Gemeinderätin. Thema seien die Seezugänge im Gemeinderat selten. Das sei eher Landesangelegenheit. Mit ein Grund dafür: Die Gemeinden haben zu wenig Budget, um selbst Seegrundstücke zu kaufen – wie Johannes Egger, Platz drei auf der Landesliste der Neos, sagt: „Es ist zum Landesthema geworden, weil den Gemeinden Geld fehlt.“

Als Atterseer wolle er das Thema vor der heurigen Wahl groß machen. Der freie Seezugang in der Landesverfassung sei nur „ein Lippenbekenntnis“: „Bei jedem Seegrundstück, das verkauft wird, soll die Gemeinde bzw. das Land ein Vorkaufsrecht haben“.

Im Büro von Landesrat Günther Steinkellner (FPÖ), der für Straßen und damit ebenfalls für die Grundstücke mit den Gartentoren zuständig ist, kann man die Kritik an der Verpachtung nicht ganz nachvollziehen: Ortsansässige hätten die Flächen bereits vor der Verpachtung jahrelang genutzt. Das Land habe diese Situation letztlich nur in einen Pachtvertrag gegossen.