Die belasteten Straßennamen mit NS-Bezug bleiben im Stadtbild
Heinrich Damisch war einerseits Mitbegründer der Salzburger Festspiele. Für sein kulturelles Engagement wurde 1963 eine Straße in Salzburg nach ihm benannt.
Derselbe Heinrich Damisch war jedoch auch das, was Historiker mit „alter Kämpfer“ umschreiben: Er trat am 1. Mai 1932 der NSDAP bei, Mitgliedsnummer 1.515.003. Seine hetzerische und antisemitische Haltung ist verbrieft, unter anderem in seinem 1938 publizierten Pamphlet „Die Verjudung des österreichischen Musiklebens“.
Damischs Name war einer von insgesamt 66, die im heuer im Juni erschienenen 1.100 Seiten dicken Historikerbericht explizit erwähnt wurden: 66 Personen, die Pate für Bezeichnungen von öffentlichen Plätzen oder Straßen standen - doch aufgrund ihrer Verstrickung in Antisemitismus oder das NS-Regime für die Expertenkommission bedenklich genug erschienen, dass sie Umbenennung oder wenigstens erläuternden Zusatztafeln anregte.
Die Salzburger Stadtpolitik kündigte im Sommer an, bis zum Herbst entscheiden zu wollen. Das tat sie nun, allerdings mit einer Überraschung: ÖVP-Bürgermeister Harald Preuner betonte gegenüber den Salzburger Nachrichten, dass es nach einer Untersuchung eines weiteren Historikers bloß vier Zusatztafeln geben werde und keinerlei Neubenennung. „Ich halte nichts davon, Namen aus der Geschichte zu streichen“, kommentierte Preuner.
Nur vier Zusatztafeln
Neben der nach Damisch benannten Straße sollen nur noch drei Verkehrsflächen Tafeln erhalten: Die Kuno-Brandauer-Straße (Obmann des Landestrachtenverbandes, laut Kommission „überzeugter Nationalsozialist“), Gustav-Resatz-Straße (Bildhauer, vor 1938 illegales NSDAP-Mitglied) und Josef-Thorak-Straße (laut Experten „führender bildender Künstler des Dritten Reichs“).
Die ÖVP hat die Unterstützung von FPÖ, Neos und Liste Salz, damit ist die notwendige Mehrheit im Gemeinderat gesichert. Die SPÖ jedoch reagiert empört und erinnert daran: Es gäbe bereits einen Gemeinderatsbeschluss, der Erklärschilder für wesentlich mehr betroffene Straßenbezeichnungen vorsehe. Damals habe auch die ÖVP zugestimmt. „Das ist fast peinlich“, kommentierte SPÖ-Vizebürgermeister Bernhard Auinger, für solche Belange zuständiges Stadtratsmitglied.
Auinger bleibt deshalb dabei: Er werde beantragen, zumindest für 13 stark belastete Namen Zusatztafeln anzubringen. Realpolitisch kann ihn allerdings die Mehrheit mit einem Gegenantrag überstimmen. Unter diesen 13 Namenspaten sind auch Herbert von Karajan oder Ferdinand Porsche.