Dachsteinmassiv: Gletscher trennen sich
Von David Marousek
Erst Anfang des Monats wurde der 2.995 Meter hohe Dachstein zum beliebtesten Berg Österreichs auf Instagram ernannt – doch das Gebirge leidet. Es ist ein heißes und trockenes Jahr, auch für die Berggletscher. „So ein Jahr wie heuer, das ist gar nicht gut. Es ist einfach kein Regen in Sicht“, erklärt Dachstein-Bergführer Hans Prugger. Die Abschmelzung des Gletschers habe deutlich zugenommen.
Laut einem Bericht der Kleinen Zeitung trennen sich der Schladminger und Hallstätter Gletscher, die zum Dachsteinmassiv zählen, außerdem früher als erwartet. Dass das Phänomen noch heuer auftrete, damit habe man laut Planai-Bahnen-Geschäftsführer Georg Bliem nicht gerechnet. Via Facebook macht der erfahrene Alpinist Prugger nun auf die Gefahren während des Bergsteigens aufmerksam. Zuletzt über eine abgebrochene Randspalte beim Dachstein Schulteranstieg, sowie die immer mehr auftretende Spaltensturzgefahr.
Touristen gefährdet
„Wenn der Gletscher blank ist, dann sieht man so eine Spalte, sonst nicht“, erklärt der erfahrene Alpinist. Mit genügend Routine, offenen Augen und der richtigen Ausrüstung seien die Spalten jedoch zu bewältigen. Gefährlich wird es aber, wenn zumeist Touristen sich Wege zumuten, die für erfahrene Bergsteiger mit Gletscherausrüstung, Seil und Helm vorgesehen sind. Erst Anfang des Monats musste ein tschechisches Pärchen aus einer Notlage gerettet werden (der KURIER berichtete).
Die beiden waren von der Talstation der Dachsteinsüdwand gestartet, jedoch lediglich mit Klettersteigset und Gurt ausgerüstet. Ohne Steigeisen und Biwakausrüstung wurde das Paar vom Notarzthubschrauber aus ihrer misslichen Lage gerettet. Vor zwei Wochen stürzte außerdem eine weitere Tschechin in eine 18 Meter tiefe Gletscherspalte.
Pärchen Anfang August gerettet
Erst Anfang des Monats musste ein tschechisches Pärchen aus einer Notlage am Dachstein gerettet werden. Die 42-Jährige und der 50-Jährige waren am Montag um 11 Uhr von der Talstation der Dachsteinsüdwand bei Ramsau (Steiermark) zu Fuß gestartet und gegen 16 Uhr in den Schulterklettersteig auf den Hohen Dachstein eingestiegen.
Sie waren allerdings lediglich mit Klettersteigset und Klettergurt ausgerüstet, hatten keine Steigeisen und auch keine Biwakausrüstung bei sich. Dienstagfrüh meldeten sie sich beim Hüttenwirt und baten um Hilfe. Mittels Notarzthubschrauber wurden die beiden aus ihrer Notlage befreit und bei der Talstation abgesetzt. Die Frau war sichtlich unterkühlt, so die Polizei.
Skibetrieb in Gefahr
Ein Phänomen, welches sich in den letzten Jahren noch drastisch verstärkt hat, sind die immer höheren Temperaturen im Dachsteingebirge. Das führt unter anderem dazu, dass die Schneefallgrenze bereits um mehrere hundert Meter nach oben gestiegen ist. „Im Sommer gibt es hier keinen Schnee mehr“, so Prugger.
Das hat nicht nur Auswirkungen für Bergsteiger und Tourengeher, sondern auch auf den Ski-Tourismus. Seit sechs Jahren gibt es am Dachsteingletscher kein Sommerskilaufen. Auch hinter dem Herbst- und Winterbetrieb steht aktuell ein großes Fragezeichen. „Wenn man beim Präparieren der Piste schon die Eisschicht ankratzt, dann kann ich das nicht mehr verantworten. Da muss man die Reißleine ziehen, man kann das nicht mehr schönreden“, erklärte Georg Bliem im Juli im Gespräch mit dem KURIER.
Mitte September ist ein Treffen angesetzt, bei dem die weiteren Planungen für die Ski-Saison besprochen werden.