Streit um Bundesgärten: Lipizzanern droht Ausgangssperre
Die Geschichte zwingt einen fast zu diesem Kalauer: Der Polit-Streit um die Öffnung der Bundesgärten wird mittlerweile nicht nur auf dem Rücken der Wienerinnen und Wiener ausgetragen – sondern auch auf dem Rücken der Pferde.
Am gestrigen Freitag tauchten in Boulevardmedien mehrere Fotos auf. Zu sehen sind zwei weiße Lipizzaner mit ihren Bereitern – und zwar ausgerechnet inmitten des Burggartens, der momentan (wie alle Bundesgärten) für die Bevölkerung geschlossen ist. Die Aufregung war perfekt.
Jetzt droht den Lipizzanern eine Art selbstverordneter Ausgangssperre: Sonja Klima, Chefin der Hofreitschule, lässt Pferde und Bereiter vorerst nicht mehr in den Burggarten.
Die Hofreitschule soll nicht in den Polit-Streit mit hineingezogen werden: „Wir wollen niemanden provozieren. Ich verstehe die Menschen, die gerne in die Gärten gehen würden. Ich kämpfe aber auch dafür, dass die Pferde gesund bleiben“, sagt Klima im Gespräch mit dem KURIER.
60 Tiere sind noch in Wien
Denn auch die Lipizzaner trifft die Corona-Krise hart. Da sich die Bereiter an die Sicherheitsmaßnahmen der Regierung halten, kostet die artgerechte Haltung der Pferde immer mehr Mühen.
„Die Tiere brauchen Training und Bewegung. Wenn sie nur in der Box stehen, werden sie krank“, sagt Sonja Klima. Es sei wie bei menschlichen Spitzensportlern: „Von einem Tag auf den anderen von 100 auf 0 Prozent – das geht nicht.“
Insgesamt befinden sich derzeit 60 Lipizzaner in den Stallungen in Wien. Die restlichen Pferde sind am Heldenberg oder im Gestüt Piber. Die Bereiter und Pfleger der Hofreitschule arbeiten in Wien derzeit in zwei Schichten. Um den Sicherheitsabstand einzuhalten, können aber nur drei bis vier Pferde gleichzeitig in der Reithalle trainieren.
„Fit sein für nach der Krise“
Da hilft es sehr, dass eine andere kleine Gruppe von zwei bis drei Pferden den an der Hofreitschule unmittelbar benachbarten Burggarten nutzen kann, sagt Klima. Das sei mit den Bundesgärten so vereinbart. Dass diese Möglichkeit nach der Berichterstattung vielleicht wegfällt, mache sie „traurig“.
Klima hoffe, „dass sich die Lage rasch beruhigt und die Pferde ins Freie können“. Nicht zuletzt müssen die Lipizzaner für die Zeit nach der Krise fit bleiben: „Wenn hoffentlich bald wieder Gäste nach Wien kommen, werden sie ein Touristenmagnet sein.“
In der Debatte um die Bundesgärten bleiben die Fronten zwischen den Parteien übrigens verhärtet. Umweltstadträtin Ulli Sima (SPÖ) kritisierte am Freitag das vom Bund ins Treffen geführte Argument, wonach man bei den Einlässen den Abstand nicht gewährleisten könne: „Ich halte das für eine nicht besonders gute Ausrede.“