Brisante Lawinensituation während den Feiertagen
Von Christian Willim
Für viele Tiroler ist es am 24. Dezember Tradition: Vor der Bescherung noch schnell eine Skitour. Heuer sollte man sich das schenken. Denn das alpine Gelände hat in den kommenden Tagen böse Überraschungen parat.
"In der Höhe gibt es große Störanfälligkeit. Wintersportler können relativ leicht Lawinen auslösen", sagt Patrick Nairz vom Tiroler Lawinenwarndienst. Im Westen des Bundeslandes wurde für Freitagnachmittag Warnstufe 4 - also "große Gefahr" - ausgegeben. "Das wird auch am Samstag noch so bleiben", so der Experte.
Regen bis in hohe Lagen
Fast schon traditionell hat sich in Österreich vor Weihnachten Tauwetter eingestellt. In Tirol - und auch im benachbarten Salzburg - geht das heute mit Regenfällen bis in hohe Lagen einher. Die Schneefallgrenze lag deutlich über 2.000 Metern.
Am Samstag sinkt diese aufgrund einer Kaltfront auf 1.500 Meter. Darunter regnet es weiter. Im Gebirge sind im Westen Tirols in Summe 30 bis 50 Zentimeter Neuschnee möglich. Am Sonntag, 25. Dezember, dreht das Wetter dann auf Sonnenschein und wolkenlos. Und das verheißt nichts Gutes.
Lawinenwarnstufe 3 wird unterschätzt
"Der 25. macht mir Bauchweh. Die Leute wollen dann alle raus", weiß Nairz aus jahrelanger Erfahrung, was in der Regel am ersten Schönwettertag nach Schneefällen los ist, noch dazu wenn der auf einen Feiertag bzw. das Wochenende fällt.
Aller Voraussicht nach wird die Lawinenwarnstufe am Sonntag immer noch zumindest bei einem "hohen Dreier" - also "erheblicher Gefahr" - liegen. Es ist jene Warnstufe, die immer wieder unterschätzt wird. Und bei der statistisch betrachtet die meisten Unfälle passieren.
Lawinenexperte: "Unerfahrene sollten auf der Piste bleiben"
Was aktuelle verschärfend hinzu kommt: Hunderttausende Einheimische haben frei, aber über die Weihnachtsferien sind auch noch Urlaubermassen zum Skifahren im Land. "Je mehr Leute unterwegs sind, umso höher ist natürlich die Wahrscheinlichkeit, das etwas passiert", sagt der Lawinenexperte zu diesem Szenario.
Er empfiehlt für die kommenden Tage Vorsicht und Zurückhaltung. "Unerfahrene sollten auf der Piste bleiben." Zu oft verhallen solche Warnungen. "Ich hoffe, das nichts passiert. Allein mir fehlt der Glaube", macht sich Nairz keine Illusionen.
Die Warnung richtet sich nicht nur an Skitourengeher. Immer wieder kommen auch sogenannte Variantenfahrer, die von der Piste ins freie Gelände abbiegen, unter Lawinen und finden dabei den Tod direkt neben dem gesicherten Skiraum.
Dort lag bisher noch wenig Schnee. Umso größer wird die Verlockung jetzt sein. Dass die aktuelle Lawinensituation so angespannt ist, hat gleich mehrere Gründe - nicht nur den Wärmeeinbruch. Zumindest am Freitag wehte in den Bergen kräftiger Wind, der gilt als Baumeister von Lawinen. Der Neuschnee fällt auf eine schwache Schneedecke. Dieses Zusatzgewicht kann dann Lawinen auslösen.
Aktuellste Informationen der Lawinenwarndienste
Wer in den kommenden Tagen eine Skitour plant, wird von Nairz aufgerufen: "Informiert euch." Das gilt nicht nur für Tirol, wo die Lage am angespanntesten ist, sondern auch für alle anderen Bundesländer. Hier gibt es die aktuellsten Informationen der jeweiligen Warndienste.