Betrugsprozess gegen Sportwagen-Zampano: Darlehen mit 400% Zinsen
Die Reichen und Schönen haben es Markus Fux angetan. So präsentierte er das Polyester-Modell seines 1.325 PS starken Supersportwagens „Milan red“ bei einer Yacht-Messe dem Fürsten Albert von Monaco und in Dubai dem arabischen Hochadel. Eigentlich wollte er sogar Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz als Unterstützer für sein Supersportwagen-Projekt einspannen, doch eine Mitarbeiterin sagte nach einem KURIER-Bericht über den Betrugsverdacht ein Gespräch wieder ab.
Und die Hilfsbereitschaft des Automotive-Unternehmers Siegfried Wolf soll er weidlich ausgenutzt haben, indem er Wolf fälschlicherweise als Finanzier präsentierte. Laut Zeugen soll Fux verbreitet haben, dass Wolf 20 bis 30 Millionen Euro in sein „Hypercar-Projekt“ investieren wolle. Doch davon wusste Wolf nichts. Fux ging offenbar mit dem Namen Wolf hausieren, um weitere Geldgeber an Land ziehen.
Nun hat der Gelegenheitsrennfahrer Markus Fux eine Poleposition erreicht – nämlich die auf der Anklagebank im Straflandesgericht Wien.
Geld herausgelockt?
Ab 12. Juni muss sich der gestrauchelte Sportwagen-Konstrukteur wegen schweren Betrugs vor Gericht verantworten. Er soll zumindest sieben Personen um rund 1,2 Millionen Euro geschädigt haben. Er dürfte ihnen Geld für den Bau des Sportwagens herausgelockt und Zahlungen von Rechnungen zugesagt haben, obwohl ihm die Mittel für die Rückzahlung fehlten.
Seine Firma Milan Automotive wurde im Frühjahr in die Pleite geschickt. Und die Aktenlage verspricht einen kuriosen Prozess. Der einschlägig vorbestrafte Fux wird sich nicht schuldig bekennen. Er hat mit seinem Anwalt Bernhard Wagner eine Verteidigungsstrategie entworfen: „Es handelt sich bei der Milan Automotive GmbH um ein Start-up-Unternehmen, wobei derartige Unternehmen immer wieder in Schieflage geraten und mit einem erheblichen Risiko verbunden sind“, sagt Verteidiger Wagner zum KURIER. „Vor allem dann, wenn man nicht über eine entsprechende kaufmännische Ausbildung verfügt und man sich auf mündliche Zusagen verlässt.“
Fux hat keine kaufmännische Ausbildung, ist aber ein beredter Verkäufer. So soll das Unternehmen laut Verteidiger zahlungsfähig gewesen sein, weil der Investor Christopher G. zwölf Darlehen in Höhe von insgesamt 1,02 Millionen Euro gewährte.
Zahlungsengpass?
„Die Nichtbezahlung erfolgte jedoch nicht vorsätzlich, sondern es ergaben sich immer wieder Zahlungsengpässe, welche durch weitere Darlehen des Herrn G. behoben werden konnten“, argumentiert Verteidiger Wagner.
Dabei war es gerade Investor G., der mit seiner Strafanzeige Markus Fux die Untersuchungshaft bescherte. „Herr G. begehrte nahezu unglaubliche Zinsbeträge, welche Herr Fux jedoch akzeptierte, da es sich aus seiner Sicht um kurzfristige Zwischenfinanzierungen handeln sollte“, erklärt Wagner. So soll Investor G. dem
vermeintlichen Sportwagenbauer im Mai 2018 ein Darlehen in Höhe von 240.000 Euro gewährt haben.
Die monatlichen Zinsen sollen mit 40.000 Euro vereinbart worden sein. Am Ende sollte Fux 558.700 Euro zurückzahlen. Im Juli 2018 gewährte G. ein weiteres Darlehen in Höhe von 40.000 Euro, verzinst mit 30.000 Euro pro Monat.
„Es wurden Zinsen in Höhe von 200 bis 400 Prozent vertraglich vereinbart“, erklärt Verteidiger Wagner. „Es ist davon auszugehen, dass sich Investor G. bewusst war, dass er einem Start-up-Unternehmen Darlehen gewährt, ohne eine entsprechende schriftliche Absicherung durch einem allfälligen Nachfolge-Investor.“
Investor ist auch pleite
Mittlerweile hat Investor G. fünf seiner österreichischen Immobilienfirmen in die Insolvenz geschickt. Das Milan-Projekt dürfte aber nicht der einzige Grund gewesen sein. Denn seine Firmen haben insgesamt rund 9,95 Millionen Euro Schulden angehäuft.
Indes musste sich Fux für alles Geld pumpen – für seine Firma, die Gehälter, für Werbereisen und einen Urlaub in Mexiko. Dort wollte er den Industriellen und Milliardär Carlos Slim treffen, was aber nicht einmal im Ansatz gelang.
Toter Investor
Der Sportwagenbauer zog jedoch auch illustre „Investoren“ an. Eine US-Beratungsfirma um einen Uwe S. sollte einen Millionenbetrag an die Firma von Fux überweisen. Doch die österreichische Bank wollte den Betrag angeblich nicht annehmen, wegen des Verdachts der Geldwäsche. Uwe S. soll die Hintermänner der US-Firma aber der Bank nicht offengelegt haben.
„Uwe S. behauptete, für den Sohn eines Vize-Premierministers der Arabischen Emirate tätig zu sein“, sagt Anwalt Wagner. Dieser war aber 16 Monate vor dem angeblichen Investment gestorben.