Behördenverfahren für umstrittene Tiroler Gletscher-Ehe startet
Von Christian Willim
Im Juni 2016 waren die Chefs der Bergbahnen Sölden und der Pitztaler Gletscherbahnen noch zuversichtlich, dass ihr Projekt rasch über die Bühne geht. Das Vorprüfverfahren beim Land Tirol zur Verbindung der Gletscherskigebiete Ötztal und Pitztal sollte sich aber letztlich drei Jahre ziehen. Drei Mal mussten die Lift-Unternehmer ihre Unterlagen nachbessern.
Nun startet das UVP-Verfahren. Ab heute, Mittwoch, liegen die Einreichpläne für Stellungnahmen auf. Und von denen dürften etliche kritisch ausfallen. „Wir lehnen diese Attacke auf die Gletscherlandschaft ab, genug ist genug, es reicht“, kam am Dienstag bereits erster politischer Gegenwind vom Liste- Fritz-Landtagsabgeordneten Markus Sint.
Heikel ist die geplante Gletscherehe für das Klima innerhalb der Regierungskoalition. ÖVP und Grüne waren sich bereits in der vergangenen Periode in die Haare geraten. Im Koalitionspapier von Schwarz-Grün I hatte man sich noch auf eine reine Überspannung des Gletschers zur Verbindung der Skigebiete geeinigt.
64 Hektar neue Pisten
Doch das Projekt der Bahngesellschaften sieht nicht nur drei neue Lifte vor, sondern auch 64 Hektar Pistenfläche in einer bislang unberührten Gletscherlandschaft. Auch ein Skitunnel soll durch den Berg getrieben werden.
Nach den Landtagswahlen im Vorjahr mussten die Grünen klein beigeben. Das Projekt wurde außer Streit gestellt. Die Öko-Partei hofft, dass das Behördenverfahren negativ ausfällt. Die Phalanx der Gegner reicht von Alpinorganisationen, über den Landesumweltanwalt bis hin zum WWF.
Nicht nur die Eingriffe in einen sensiblen Naturraum werden kritisch gesehen. Es wird auch befürchtet, dass ein weiterer Verkehrsmagnet durch das Mega-Skigebiet entstehen könnte.
Knackpunkt Verkehr
Das Ziel der Projektwerber, die gemeinsam 120 Millionen Euro investieren, ist eine Steigerung der Nächtigungen in ihren Tälern. Die liegen beide im Tiroler Oberland. Dort ziehen im Winter neben Ötz- und Pitztal auch die großen Skiregionen am Arlberg und im Paznauntal bereits reichlich Verkehr an.
Dass ursprünglich keine Studie zu diesen möglichen Auswirkungen von den Projektwerbern erstellt wurde, war einer der Gründe für die Verzögerungen in der Vorprüfung.
Tirols Umwelt- und Verkehrslandesrätin Ingrid Felipe (Grüne) wollte sich am Dienstag noch nicht näher dazu äußern, wie die Skigebietsehe sich auf den Straßen niederschlagen könnte.
„Ich habe die Unterlagen noch nicht zur Gänze durchgesehen“, erklärte sie. Zusätzliche Skigebietsinfrastruktur würde aber immer „eine große Herausforderung“ bedeuten.
Im Vorjahr hatte Felipe noch damit geliebäugelt, das UVP-Verfahren auf unbestimmte Zeit auf Eis zu legen.
Im Vorjahr hatte Felipe noch damit geliebäugelt, das UVP-Verfahren auf unbestimmte Zeit auf Eis zu legen. Das war als Sanktion dafür gedacht, dass die Pitztaler Gletscherbahnen im Zuge von illegalen Bauarbeiten auf einem Skiweg einen ganzen Berggrat gekappt hatten.
Inzwischen wurde der Eingriff, wie berichtet, nachträglich legalisiert. Die zerstörte Gratkulisse muss im Laufe des heurigen Jahres zumindest teilweise wieder hergestellt werden. Indes sind bereits weitere Baumaßnahmen in Planung.