Chronik/Österreich

Bauarbeiten verzögert: Semmering-Basistunnel erst 2027 fertig

Noch finden die Bauarbeiten des Semmering-Basistunnels in einem "schwierigen Teil des Berges" statt, hieß es am Freitagvormittag bei einer Pressekonferenz der ÖBB. Nach einigen Zwischenfällen im vergangenen Jahr verspäte sich die Fertigstellung des Projekts nun um ein Jahr, kündigte Projektleiter Gerhard Gobiet an. Kosten würden durch die Verzögerung keine zusätzlichen anfallen: "Bestimmte Risiken sind in unserem Budget von 3,3 Milliarden Euro eingerechnet. Diese Zwischenfälle bedeuten daher keine Mehrkosten", versicherte Gobiet.

Im Juli 2019 stießen die Arbeiter auf eine Bergwasserader. Der Wasserstrom war so stark, dass Wassermassen tagelang talabwärts durch den Göstritz- und den Auebach in die Schwarza flossen. "In diesem Teil des Bergs haben wir es mit stark wasserführenden Bereichen zu tun. Dazu kommt, dass das Massiv hier vorwiegend aus Schiefer, der sehr porös ist, besteht - das macht die Arbeit so besonders heikel", schilderte der zuständige Sachverständige Wulf Schubert von der Technischen Universität Graz.

150 Meter noch "besonders schwierig"

Seit dem Wasseraustritt werden an der betroffenen Stelle zusätzliche Vorerkundungen durchgeführt. "Was wir Meter für Meter vorfinden, können wir nie ganz genau wissen, aber es wird mit erhöhter Vorsicht gearbeitet. Vorerkundungen passieren daher laufend", sagte Schubert. In einem 1.000 m² großen Pufferbecken an der betroffenen Stelle werde das Wasser gereinigt, bevor es an die Oberfläche gepumpt wird, schilderte Gobiet.

Etwa 150 Meter müsse man sich noch durch diesen kritischen Bereich des Bergmassivs arbeiten, schilderte Gobiet. Danach sei zwar auch noch mit Wasserstellen zu rechnen, allerdings befinde man sich dann wieder im festeren Gestein, was die Arbeiten deutlich erleichtere. Die kritischen 150 Meter hofft Gobiet bis Ende dieses Jahres erfolgreich passiert zu haben. Der Tunnelbau (Vortrieb) an dieser Stelle könne voraussichtlich im ersten Quartal dieses Jahres wieder aufgenommen werden, hieß es seitens der ÖBB.

Nach Einsturz: Vortrieb soll frühestens im September weitergehen

Zuvor Ende April 2019 stürzte außerdem ein Teil einer Tunneldecke im niederösterreichischen Bereich des Berges ein. Etwa 25 Meter der Tunnelröhre wurde zugeschüttet. Etwa 100 Meter darüber bildete sich an der Erdoberfläche ein etwa zehn Meter großer Krater. "Dieser Einsturz wirft uns im Zeitplan am meisten zurück", sagt Gobiet.

Um den Vortrieb an der eingestürzten Stelle wieder aufnehmen zu können, muss eine Art Zwischendecke zur Verstärkung des Tunnels eingezogen werden. Frühestens wenn diese Stütze errichtet wurde, kann der Vortrieb im betroffenen Tunnelrohr weitergehen. Projektleiter Gobiet hofft auf eine Wiederaufnahme der regulären Arbeiten in diesem Bereich im September diesen Jahres.