Chronik/Österreich

Warum Barbarazweige bis Weihnachten blühen müssen

Ganz scheint der Frühlingsgruß nicht in die Vorweihnachtszeit zu passen – und doch gehört er ganz selbstverständlich in den Advent. Denn wenn am oder vor dem 4. Dezember junge Äste von Obstbäumen geschnitten werden, ist wieder die Zeit der Barbarazweige gekommen.

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Stellt man sie daheim in die Vase und blühen die Knospen bis Weihnachten auf, soll das, der Legende nach und je nach Region, im neuen Jahr wahlweise Glück oder eine Hochzeit bringen. Der Einsatz ist also durchaus hoch.

Der richtige Ast

Drei Wochen hat man also Zeit, entweder auf das Beste zu hoffen oder seinem Glück bestmöglich auf die Sprünge zu helfen. Für Dominik Schreiber von der Poysdorfer Baum- und Rebschule Schreiber steht und fällt dabei alles mit der korrekten Zweigauswahl: „Ich empfehle, auf Frühblüher zu setzen. Die haben nämlich ein geringeres Wärmebedürfnis bis zur Blüte. Bei spätblühenden Sorten kann es sein, dass es sich mit der Blüte bis Weihnachten nicht ausgeht.“

Der Tradition entsprechend rät er zu Zweigen des Kirschbaumes – es würde aber auch mit anderen Frühblühern, etwa Marillen, gut gehen. Von Apfelzweigen rät er ab, so schön deren Blüten auch sind – diese zählen zu den Spätblühern.

Nicht zu alt, nicht zu kalt

Entscheidend sei auch das Alter der Zweige, sagt Schreiber. Er rät zu jungem Holz: „Auf zwei und dreijährigem Holz wachsen die Knospen in Bündeln, bei denen schauen die Blüten dann am schönsten aus. Einjährige Äste gehen auch, da hat man eher einzelne Knospen.“ Nur zu alt sollte das Holz nicht sein, sagt der Experte, denn je älter, desto weniger fruchtbar ist der Trieb.

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Hat man seine Barbarazweige ausgewählt, gilt es noch eines zu beachten: keinen Temperaturschock zu verursachen. „Schneidet man seine Äste unter sehr kalten Bedingungen und sind die Triebe gefroren, sollten sie nicht gleich ins Warme kommen“, rät Schreiber. Und auch danach sollte die Vase mit den Zweigen nicht am kalten Fensterbrett stehen – denn auch extreme Temperaturwechsel können die Blüte verzögern.

Beachtet man diese Punkte, könne man auf andere Tipps und Tricks verzichten, sagt der Experte. Weder müsse man die Zweige in den Kühlschrank legen, um Frost zu simulieren, noch müsse man sie schräg anschneiden.

Heilig, heilig, heilig

Verantwortlich für den Brauch ist die Heilige Barbara von Nikomedien, die im dritten Jahrhundert im heutigen İzmit gelebt haben soll. Da sie sich taufen ließ und sich weigerte, dem christlichen Glauben abzuschwören, wurde sie gefoltert und zum Tode verurteilt.

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Auf dem Weg zum Kerker soll sich ihr Kleid in einem Kirschzweig verfangen haben, der abbrach. Sie nahm ihn mit – Glück brachte er ihr aber keines. Zwar blühte der Zweig auf, aber es war der Tag ihrer Hinrichtung. Henker war übrigens ihr Vater, den aber – Karma – unmittelbar nach ihrer Enthauptung der Blitz traf.

Wem diese Geschichte allzu brutal ist, der sei beruhigt. Wie so vieles im Kirchenjahr geht auch dieser Brauch auf vorchristliche Kulte zurück – in diesem Fall wohl auf die germanische Lebensrute.