Chronik/Österreich

Von Lieblingsjüngern und Lebenswerken: Die neue Arnulf-Rainer-Ausstellung

Arnulf Rainer feiert am 8. Dezember den 95. Geburtstag, das ihm gewidmete Museum im ehemaligen Badener Frauenbad heuer sein 15-jähriges Bestehen. Gefeiert werden die Jubiläen mit der Ausstellung „Das Nichts gegen Alles.“

Der Titel ist einem Text von Rainer von 1951 entlehnt. „Nicht nur Rainers dialektische Arbeitsweise, sondern auch der Anspruch, mit seiner Kunst an den Grundlagen der menschlichen Existenz zu rühren, spiegeln sich darin wider“, erläutert Kurator Nikolaus Kratzer.

Der Leiter der Kunstsammlung des Landes NÖ konnte für die Ausstellung aus dem Vollen schöpfen, denn erst im Sommer durfte er eine Schenkung des Kunstsammlers Helmut Zambo an das Land NÖ entgegennehmen, darunter knapp 300 Arbeiten von Rainer. 69 Werke davon wurden nun für die neue Ausstellung ausgewählt.

„Das Nichts gegen Alles“
Die Jubiläumsausstellung zum 95. Geburtstag von Arnulf Rainer ist bis zum 5. Oktober 2025 im Arnulf Rainer Museum im Frauenbad Baden zu sehen. Geöffnet ist Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr.

Schwerpunkte
Die Jubiläumsschau rückt zwei besondere Werkgruppen ins Rampenlicht. Die frühesten Arbeiten der 1940er- und der 1950er-Jahre sowie die zentrale Werkgruppe der Kreuzübermalungen, mit denen sich Rainer seit den 1950er-Jahren beschäftigt.

Fortsetzung
Das Arnulf Rainer Museum präsentiert  erstmals einen Teil der Sammlung Zambo. Der Schwerpunkt der zweiten Ausstellung 2025 liegt auf Arnulf Rainer und Art Brut. Der dritte Teil stellt Rainers Werk in einen Dialog mit Hermann Nitsch.
arnulf-rainer-museum.at

"Wie vom Blitz getroffen"

Zambo, der jahrzehntelang in der internationalen Unternehmensberatung tätig war und heute Kliniken in Deutschland leitet, kennt Rainer und dessen Werk seit Jahrzehnten. „Meinen ersten Rainer habe ich 1960 gekauft“, erzählt er. Damals wohnte Zambo in Wien und sammelte bereits Kunst. „Wiener Schule, also Brauer, Fuchs und so.“ 

Der ebenfalls in dem Haus wohnhafte Kunsthistoriker Otto Breicha machte den jungen Werkstudenten auf Rainer aufmerksam: „Wollen Sie nicht mal was anderes sehen?“ und zeigte ihm Werke von Rainer. Zambo erzählt: „Ich war von den Bildern wie vom Blitz getroffen.“

Gleich am nächsten Tag ging Zambo ins Atelier von Rainer, das oberhalb des Simpl in der Wollzeile lag. „Rainer hat gleich gefragt, ob ich denn Geld habe. Und dann kaufte ich mein erstes Bild von ihm, auf Raten“, erzählt Zambo. Das Bild war „Der Absturz“ und sei symptomatisch für die weitere Verbindung gewesen, denn „später stürzte jedes Mal mein Konto ab, wenn ich einen neuen Rainer gekauft habe“, sagt der 85-Jährige lächelnd.

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Faszination

Rainer blieb eine lebenslange Faszination. „Hermann Nitsch hat einmal zu mir gesagt: ,er ist dein Messias und du bist sein Jünger’. Da hab ich geantwortet: ’Ja, ich bin sein Lieblingsjünger.’“

Dem laut Kratzer wichtigstem Bild der Ausstellung ist ein eigener Raum gewidmet. Das 1969 bis 1974 entstandene monumentale kreuzförmige „Selbstbegräbnis oder Christusleid, Christusfreud?“ mit einem übermalten Rainer-Selbstporträt an der Spitze. „Das hier ist ganz anders als bei mir zu Hause“, sagt Zambo. In seiner 1.000-Quadratmeter-Villa hatte der Sammler die Wände mit seinen Bildern vom Boden bis zur Decke bedeckt. Im Sommer habe man drei Lkw gebraucht, um diesen Schatz abzutransportieren.

Leer werden die Wände aber nicht lange bleiben: „Ich habe noch einiges im Keller“, meint Zambo schmunzelnd. Mit seinen Bildern sind drei Ausstellungen in Baden geplant. „Für Ausstellung 4,5 und 6 wäre auch noch genug da“, so Zambo.