Chronik/Österreich

Angehörige von Opfern sollen in Prävention gegen Raser helfen

Bestürzung und Anteilnahme waren groß, als vor drei Wochen ein 17-jähriger Salzburger bei einem Unfall mit stark überhöhter Geschwindigkeit starb. Nun kam auch die Politik relativ rasch ins Handeln. Diese Woche wurde wie berichtet im Ministerrat ein „Raser-Paket“ beschlossen.

Der Salzburger Verkehrslandesrat Stefan Schnöll (ÖVP) hatte schon länger auf strengere Strafen gedrängt und war auch bei der Präsentation des Pakets in Wien dabei. Er will die strengeren Strafen so schnell wie möglich auf die Straße bringen, aber auch weitere Maßnahmen setzten.

Die präsentierte er am Freitag gemeinsam mit Landespolizeidirektor Bernhard Rausch. Zwei zentrale Punkte dabei sind bessere Kommunikation zwischen den einzelnen Behörden und vor allem auch Präventionsmaßnahmen. „Wir wollen eine Bewusstseinsänderung bei den überwiegend jungen Fahrzeuglenkern erreichen“, kündigte Rausch an. Denn die Risikogruppe sei relativ gut eingrenzbar.

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Kontakt mit Schülern

„Wir sind uns bewusst, dass es eine kleine Szene ist, die aber großen Schaden anrichtet“, erklärte Schnöll. Laut Experten handelt es sich überwiegend um 18- bis 25-jährige Männer, die gern aufs Gas steigen und dabei viel zu schnell werden. Denn: Es gehe dabei nur um grobe Geschwindigkeitsübertretungen.

„Uns geht es nicht um eine erhöhte Radar-Präsenz bei übersichtlichen 30er-Zonen“, meinte der Landesrat. Konkret soll über Schulen und Fahrschulen der Kontakt zu angehenden Autofahrern gesucht werden. Dort soll es unter anderem Workshops geben. „Wir wollen aber Schüler auch in Kontakt mit Unfallopfern und deren Angehörigen bringen. Denn die Opfer werden zu wenig gehört“, erklärte Schnöll.

Auf Behördenseite soll es eine neue Koordinierungsstelle geben. Auch die Zusammenarbeit zwischen Polizei und Kfz-Prüfstelle des Landes soll sich verbessern, unter anderem bei nächtlichen Schwerpunktaktionen.

Corona verschärfte Lage

Schnöll nannte am Freitag auch ein konkretes Ziel all dieser Maßnahmen: „Wir wollen die Zahl der tödlichen Verkehrsunfälle in den nächsten zehn Jahren halbieren.“ 2020 starben 27 Menschen auf Salzburgs Straßen, im Schnitt der vergangenen zehn Jahren waren es 36. Auch die erhöhten Strafen sollen ihre Wirkung entfalten.

Sobald die Gesetze beschlossen sind, will Schnöll die Richtsätze weiter anheben: „Wir sind da wirklich scharf geworden.“ Der Strafrahmen wird auf bis zu 5.000 Euro erhöht. Dabei habe es eine Raserszene schon länger gegeben, das Problem habe sich in der jüngeren Vergangenheit aber verschärft.

„Durch Corona ist die Szene wirklich präsent geworden. Die leeren Straßen haben viele zum Schnellfahren animiert“, sagte Schnöll. Dass sich das Problem durch eine mögliche Öffnung und andere Möglichkeiten der Freizeitgestaltung von selbst löst, glauben die Verantwortlichen nicht. „Ohne, dass man gegensteuert, wird sich das nicht beruhigen“, glaubt Polizeidirektor Rausch.