20 Millionen Euro Schaden: Falsche Polizisten zu Weihnachten wieder unterwegs
Sie arbeiten mit Druck und sind Vollprofis. Die Rede ist von falschen Polizisten, die in den Jahren 2022 und 2023 in Österreich einen Schaden von knapp 35 Millionen Euro verursacht haben. Ihr Ziel sind in aller Regel alte Menschen, die sie überrumpeln und um ihr Erspartes bringen.
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Bis Jahresende könnte die Schadenssumme sogar weiter steigen, denn der Polizistentrick hat rund um Weihnachten Hochsaison. Aus diesem Grund lud Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) am Dienstag gemeinsam mit Ermittlern zu einem Mediengespräch. Manuel Scherscher aus dem Bundeskriminalamt erklärte dort, dass es zwei Maschen gibt: „Im ersten Schritt bekommen die Opfer immer einen Anruf von vermeintlichen Polizisten, Richtern oder Staatsanwälten.“
Die Maschen im Detail
Dem Kriminalisten zufolge wird den Opfern entweder erzählt, sie seien Ziel von Einbrechern oder ein Angehöriger habe einen Autounfall verursacht und könne nur gegen Kaution freigelassen werden. In beiden Fällen klopfen wenig später angebliche Polizisten an die Tür der Opfer, um Ersparnisse „in Sicherheit zu bringen“ oder die Kaution entgegenzunehmen.
Wie geschickt und perfide die Kriminellen vorgehen, schildert Scherscher ebenfalls. Demnach würde in Telefonbüchern nach älter anmutenden Namen gesucht. Gängig sei es zudem, dass falsche Polizisten Partezettel hernehmen, um die Namen von Kindern oder Enkelkindern herauszufinden und diese am Telefon zu erwähnen. Im Hintergrund sollen schluchzende Personen hörbar sein – angeblich weinende Familienangehörige.
Wie man einen falschen Polizisten erkennt
„Emotionen werden ausgenutzt“, warnte Karner, der betonte, dass ein Polizist, der vor der Tür steht und Geld bzw. Wertsachen verlangt, „zu 100 Prozent falsch“ sei. Außerdem bleibe es nicht beim materiellen Schaden. Manch betagtes Opfer gehe an den Folgen psychisch zugrunde.
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Der materielle Schaden ist dennoch enorm. Er liegt durchschnittlich bei 25.000 Euro pro Person. Die Betrüger nehmen nicht nur Bargeld, sondern auch Schmuck oder Edelmetalle. Eine Frau wurde sogar um Schmuck im Wert von zwei Millionen Euro erleichtert. „Der musste im Koffer übergeben werden“, sagte Karl Popper vom Landeskriminalamt Niederösterreich.
Erstmals wirklich in Erscheinung getreten, ist das Phänomen 2021. 2022 und 2023 registrierten die Behörden österreichweit bereits 1.572 Versuche – 290 davon waren erfolgreich. Die Dunkelziffer könnte der Polizei zufolge fünfmal höher sein.
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Die Telefonkeiler sollen in der Regel in der Türkei, Serbien oder Polen sitzen, allerdings länger in Österreich gelebt haben und akzentfrei Deutsch sprechen. Dementsprechend werden in Österreich vor allem „Abholer“ erwischt. Allein in den vergangenen beiden Jahren wurden 99 Verdächtige festgenommen. Um diese zu erwischen, sind Hinweise potenzieller Opfer häufig entscheidend. Die Exekutive rät daher dazu, im Zweifelsfall stets die echte Polizei zu rufen.
Die Polizei gibt ebenfalls einige Tipps für solche Fälle:
- Weder Polizei noch Banken gehen in der beschriebenen Art vor.- Beenden Sie das Telefonat!
- Die Polizei übernimmt und bewahrt grundsätzlich kein Bargeld oder Wertgegenstände für Sie auf.
- Seien Sie vorsichtig, wenn ein Anrufer Sie nach Wertgegenständen, Bargeld oder Kontoguthaben anspricht. Beenden Sie in diesem Fall sofort das Gespräch!
- Klären Sie Ihre Verwandten über diese Betrugsform auf!
- Reden Sie in Ihrem engsten Verwandtenkreis über diese Vorgehensweise!Legen Sie für Ihre Angehörigen auch alternative Ansprechpartnerinnen und -partner für die Kontaktaufnahme fest, falls Sie einmal nicht sofort erreichbar sind.
- Sobald Sie merken, dass die oder der Anrufende Geld von Ihnen verlangt, brechen Sie das Gespräch ab!
- Notieren Sie sich die Nummer der Anruferin oder des Anrufers!
- Wenden Sie sich an die nächste Polizeidienststelle und erstatten Sie Anzeige!