Chronik/Oberösterreich

Schlafenden verletzt: Frau leugnet und beschuldigt Kind

Die Staatsanwältin sprach von einem geplanten Mord, nur durch Zufall habe das Opfer überlebt. Der Verteidiger hingegen plädierte für einen Freispruch, seine Mandantin sei unschuldig, vielmehr wolle sie ihre Tochter als Täterin schützen.

Die 13-jährige Tochter des Paares will in der Nacht auf den 3. August eine Auseinandersetzung ihrer Eltern gehört haben. Als sie später den verletzten Vater sah, rief sie die Rettung. Beim Eintreffen der Polizei leistete die Mutter Erste Hilfe. Laut der Staatsanwältin habe sie gestanden, wegen aufgestauter Wut und Zorn aufgrund langjähriger Eheprobleme die Tat begangen zu haben. „Und das nicht im Affekt“, wie die Staatsanwältin ausführte.

So habe die Angeklagte, eine gebürtige Tschechin, schon einige Wochen vor der Tat ihre Medikamente, die sie wegen depressiver Verstimmungen einnehme, ihrem Mann ins Essen gemengt, um die sedierende Wirkung zu testen.

Mann kehrte zurück

Offiziell trennte sich das Paar im September 2021, der Mann zog aus. Doch einige Monate später kam er zurück, da sich die Frau nicht in der psychischen Verfassung sah, die vier gemeinsamen Kinder allein zu erziehen und gleichzeitig auch arbeiten zu gehen, meinte die Angeklagte. Eine neue Beziehung beendete sie nicht.

Am Tatabend soll sie laut Staatsanwältin die Medizin ins Gulasch gegeben haben, worauf der Mann nach dem Essen erst auf der Couch einschlief und später ins Bett ging. Auch in der Blutprobe des späteren Opfers wurden Spuren der Medikamente festgestellt, hielt die Anklagebörde fest.

"Schauergeschichten"

Schon tags zuvor hatte sie ihrem 15-jährigen Neffen, den sie aus Tschechien abgeholt hatte, auf der Fahrt „Schauergeschichten aufgetischt“. Sie berichtete über Handgreiflichkeiten ihres Mannes, er hätte nicht nur sie geschlagen, sondern auch die 13-jährige Tochter.

Am Tatabend soll sie gegen 21.30 Uhr ihren Freund angerufen und gesagt haben, sie habe mit ihrem Mann heftig gestritten und er würde stark am Hals bluten. Dieser riet ihr wohl, die Rettung zu rufen. Rund zwei Stunden später verständigte die Tochter dann die Rettung und auch das Opfer, das durch einen 18 Zentimeter langen Längsschnitt am Hals aufgewacht war, rief um Hilfe. Nur durch das Schreien des Ehemannes sei „der Plan gescheitert“, sagte die Staatsanwältin.

"Ich tue niemandem weh"

Der Verteidiger strich hervor, dass seine Mandantin bei den Einvernahmen gesagt habe, sie könne sich nicht erinnern, aber sie denke nicht, dass sie töten wollte, weil „ich niemanden weh tue“. Daher gehe sie davon aus, „es nicht gewesen zu sein“. Die 32-Jährige erklärte sich auch für nicht schuldig.

Der Verteidiger meinte, dass „im Akt Sachen übersehen wurden“ und verwies auf unterschiedliche Wahrnehmungen von Polizisten am Tatort. Ein Beamter meinte, die Frau habe beeinträchtigt und sehr müde gewirkt. Einmal habe sie von zwei Stichen am Hals gesprochen. Tatsächlich habe es sich aber um einen oberflächlichen Schnitt gehandelt, so der Verteidiger.

Ihre „Larifari-Aussagen“ seien für ihren Rechtsvertreter kein „eindeutiges Geständnis“: „Der schnellste ist nicht immer der richtige Weg“, hielt er fest. Er vermutet sogar einen „Irrweg“, denn er habe den Eindruck, dass die Frau eine Familienangehörige schützen wolle - und dafür ihr eignes Leben aufgebe. Die 13-jährige Tochter habe jedenfalls ihren Vater „gehasst“, sagte die Angeklagte unter Tränen. Die Tochter sei es gewesen.
Der Prozess ist für zwei Tage anberaumt, ein Urteil ist für 14. März geplant.