Bei Abstieg kollabiert: Bad Ischler Pfarrer starb nach Bergmesse
Von Josef Kleinrath
Es war eine stimmungsvolle Jubiläums-Bergmesse am Sonntag am Traunstein in Oberösterreich, die der Bad Ischler Pfarrer Christian Öhler mit vielen Bergfreunden zelebriert hat.
Der begeisterte Wanderer und Naturliebhaber war auf den Traunstein aufgestiegen, um die 75. Bergmesse zu feiern. Beim Abstieg überschlugen sich dann die Ereignisse.
Öhler war nämlich bald nach der Messe in der großen Hitze am Berg wieder aufgebrochen, um weitere Termine rechtzeitig zu schaffen. Dabei soll sich der Gottesmann beim Abstieg über den Mairalmsteig leicht verletzt haben, als er, gezeichnet von der großen Hitze und der Anstrengung, gestürzt sei.
Nachdem er kurz versorgt wurde und sich im Schatten erholen wollte, soll der Pfarrer später zusammengebrochen sein. Laut Polizei hätten nach 15 Uhr zufällig vorbeikommende Wanderer, darunter auch Musikanten der Bürgerkapelle, den regungslosen Mann direkt neben dem Weg liegen gefunden. Sofort starteten die Anwesenden mit Wiederbelebungsmaßnahmen und setzten einen Notruf ab. Zwar habe er noch reanimiert werden können und sei ins Krankenhaus Wels geflogen worden, wo er letztlich gestorben ist. Öhler wäre am 7. September 66 Jahre alt geworden.
Öhlers Vermächtnis war Schutz der Natur
Öhler ist gerade erst vom oberen Mühlviertel zurückgekommen. "Ich war drei Tage auf dem 'Weg der Entschleunigung' unterwegs, um mich auf die Schöpfungszeit vom 1. September bis 4. Oktober vorzubereiten", hat er seiner Gemeinde im Pfarrbrief vom 1. September noch mitgeteilt.
Darin machte er sich auch noch Gedanken über den Umgang der Menschen mit der Natur: "Stimmen werden heutzutage immer lauter, die fordern, dass es bei den Fragen rund um Klimawandel, das Artensterben und die Nachhaltigkeit neben konkreten Maßnahmen um einen fundamentalen Wandel unserer Einstellung zur Umwelt gehen muss."
Für viele sei die Natur eine Sache, die man möglichst gut und gewinnbringend nützen soll und kann: "Die Frage ist, was man herausholen kann, wie man Ertrag und Effizienz steigern kann. Solange diese Mentalität herrscht, werden Maßnahmen zum Klima- oder Artenschutz, zur Renaturierung oder Nachhaltigkeit vielleicht eingesehen (besonders nach der nächsten Wetterkatastrophe oder Dürre), aber unwillig in Kauf genommen."
Er verweist auf Psalm 104, in dem Gott sage: "Mit Weisheit hast du alle deine Werke gemacht. Die Weisheit wird in der Bibel weiblich, als Frau personifiziert. Wenn wir uns auf sie einlassen, können wir von ihr lernen."
Was wir lernen können, führt Öhler in seiner letzten schriftlichen Botschaft an seine Pfarrgemeinde Bad Ischl an:
- Genügsamkeit: Wer weise mit der Natur umgeht, spürt, wann es genug ist, und verbraucht nicht mehr, als er oder sie nötig hat
- Genussfähigkeit: Wer mit allen Sinnen den Reichtum der Schöpfung erspürt, der oder die erfährt Fülle und Glück im Leben
- Respekt und Ehrfurcht: Wer mit weisen Augen auf die Natur schaut, erkennt ihre Einmaligkeit aber auch ihre Zerbrechlichkeit und Verletzbarkeit
- Verantwortung: Wer die Weisheit findet, selbst ein Teil dieser wunderbaren Schöpfung zu sein, kann sensibel und rücksichtsvoll mit der Natur umgehen.
Würdigung durch die Kulturhauptstadt
Öhler war übrigens am Weg zu einer Veranstaltung im Rahmen der Europäischen Kulturhauptstadt, wie Intendantin Elisabeth Schweeger mitteilte. Sie würdigte Christian Öhler als "Freund der Kunst und Musik", der von von Anfang an in verschiedenen Projekten mit der Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl Salzkammergut 2024 kooperiert habe: "Christian Öhler hat sich als herzlicher und weltoffener Mensch stets für einen fairen Wettstreit der Kontrahenten und Kontrahentinnen mit unterschiedlichen Geisteshaltungen eingesetzt und den Dialog initiiert und gefördert. Seine Kirche in Bad Ischl war ein offener Ort für zeitgenössisches Denken und Handeln."
Sowohl von der Kanzel aus als auch in persönlichen Gesprächen, bei Besuchen von verschiedenen Veranstaltungen habe Christian Öhler stets mit Liebe und Zugewandtheit für ein friedliches Miteinander gestanden und geworben, betont Schweeger.
Der Begräbnisgottesdienst für Öhler wird am Montag, 9. September um 15 Uhr in der Stadtpfarrkirche Bad Ischl gefeiert. Nach dem Requiem erfolgt die Beisetzung am Friedhof Bad Ischl.