Linzer Tabakfabrik: Einst Tschickbude, jetzt Denkfabrik
Von Petra Stacher
Einst rollten pro Minute und Maschine 8.000 Zigaretten in der Linzer Tabakfabrik vom Band. Nun erinnern nur mehr jene innovativen Köpfe, die sich auf eine Rauchpause ins Freie begeben, an den Tabakgeruch, der damals in der Fabrik allgegenwärtig war.
2009 wurde diese stillgelegt. 2010 kaufte schließlich die Stadt Linz das 38.148 Quadratmeter große Areal, um es wieder zu beleben. Dieses Ziel habe man nun erreicht: „Wir sind ausgebucht“, verkündete der Linzer Bürgermeister Klaus Luger nun am Dienstag stolz der Presse.
284 Menschen waren zum Zeitpunkt der Stilllegung in dem Werk, das zwischen 1929 und 1935 gebaut wurde, noch beschäftigt. Mittlerweile sind es wieder 3.000. Sie arbeiten in einer der rund 250 Organisationen, die sich auf den 43.500 mietbaren Quadratmetern einquartiert haben. Übrig seien nur mehr 56 Quadratmeter – und selbst um die würden sich schon mehrere Firmen reißen.
Pizza und Bier
Vielfalt in vielerlei Hinsicht bietet die Tabakfabrik auf alle Fälle: Ob Fahrrad, Pizza mit dunklem Teig oder Linzer Bier, das ab 6. April im ehemaligen Kraftwerk der Tabakfabrik gebraut wird – zu kosten und zu kaufen gibt es dort vieles, sofern man sich in den gefühlt tausend Gängen und Stiegen nicht verirrt hat. Vor allem sind es aber Start-ups und Firmen, die sich der Digitalisierung verschrieben haben, die das Innenleben der Fabrik ausmachen.
„Es war die richtige Entscheidung, die Tabakfabrik in Richtung Digitalisierung zu entwickeln. Die Bilanz ist exzellent“, zog Luger deshalb sein Fazit – auch in finanzieller Hinsicht. Denn bereits heuer könne man die erste schwarze Null erzielen, 2023 dann die ersten Gewinne verbuchen, rechnete Markus Eidenberger, kaufmännischer Direktor der Tabakfabrik, vor. „Man sieht also, es ist kein Projekt, in das man nur reinzahlt und nichts zurückbekommt“, konterte er Kritikern aus der Vergangenheit.
40 Millionen Euro habe die öffentliche Hand in das Projekt gesteckt. Die Gesamtinvestition belaufe sich auf 240 Millionen. Allein 65 Millionen seien in die Bearbeitung des denkmalgeschützten Altbestands geflossen.
Und damit sei man noch lange nicht am Ende. Davon zeugt auch die riesige Baugrube, die sich neben der Fabrik befindet. Bagger und Kipper sind dort am Werk, um das Fundament für den 109 Meter hohen Quadrill-Tower zu schaffen. 2025 soll dieser fertiggestellt sein und zusätzliche Büroflächen bieten. Luger: „Man ist im Zeitplan.“
In der Tabakfabrik selbst stürze man sich währenddessen nun auf die „Software“, so Chris Müller, Direktor für Entwicklung und Gestaltung künstlerischer Agenden. Am wichtigsten dabei: „Wir bilden hier die Fachkräfte der Zukunft aus.“ So gingen etwa erneut Flächen an die sogenannte ROSE, das Oberstufenrealgymnasium für digitalen Humanismus.
100 Bäume
Zudem soll Nachhaltigkeit und Umweltschutz gelebt werden: Bis 2025 werde die Tabakfabrik zur autofreien grünen Oase, betonten die Verantwortlichen. Mehr als 100 Bäume werden dafür gepflanzt. Am Peter-Behrens-Platz werde gar ein „Central Park“ entstehen.
Um dieses neu geschaffene Ambiente der ehemaligen Tabakfabrik der Öffentlichkeit noch näher zu bringen, sei auch ein Festivalgelände in Diskussion.