Chronik/Oberösterreich

Linzer Eisenbahnbrücke: Auf den letzten Metern

Holzbretter und Planen liegen quer über die Fahrbahn. Dort fährt ein Vorderkipper, hier bohrt ein Arbeiter ein Loch in den Beton. Zwei andere halten wiederum ein Maßband in der Hand und diskutieren über ein paar Zentimeter – auch die letzten Arbeiten auf der 400 Meter langen neuen Linzer Eisenbahnbrücke müssen präzise durchgeführt werden.

Denn laut Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) habe der Countdown begonnen: „Noch 30 Tage bis zur Eröffnung am 28. August“, hieß es in einer Pressekonferenz mit Vizebürgermeister Markus Hein (FPÖ) und Erich Haider, Geschäftsführer der Linz AG, am Donnerstag vor Ort.

2016 wurde die alte Eisenbahnbrücke gesperrt. Seither ist dort Baustelle. Von Anfang an mit dabei: Willi Kitzmüller.

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Mit leuchtend oranger Warnweste und weißem Sicherheitshelm telefoniert er gerade auf der Brücke. Er ist im Team „Projektleitung“. „Wir haben die Übersicht über alles, das schafft man alleine nicht“, erzählt er, nachdem er aufgelegt hat. Höhen und Tiefen habe man gemeinsam erlebt.

Ein Fest zum Schluss

So kam 2019 ein Planungsfehler ans Licht. Ein Jahr Verzögerung war die Folge, plus Mehrkosten. Denn es fehlten 400 Tonnen Stahl. Dennoch liege man laut Haider vollkommen im Kosten-Plan. 78 Millionen waren kalkuliert – jedoch ohne Indexanpassungen. Nun koste die Brücke etwa 90 Millionen Euro. Man hoffe aber noch auf etwas Geld von der Versicherung.

31,5 Meter breit ist die Brücke. Das Gesamtgewicht des Brückentragwerks beträgt 16.500 Tonnen „Voeststahl“ – wie Haider betont. Sie sei nicht vergleichbar mit der alten Eisenbahnbrücke. Diese wurde 1900 eröffnet. „Die Brücke war für Viehtreiber und Fußgänger gebaut worden. Die Eisenbahn durfte nur fünf km/h fahren“, erzählt Haider.

Und auch Luger erinnert sich zurück: „Wenn ich mit meinen Zwillingen im Kinderwagen über die Brücke spazieren ging und es kam mir ein anderer Kinderwagen entgegen, musste einer seinen Wagen zusammenklappen.“

Rad- und Fußweg

Das sei nun vorbei, denn abgegrenzt von der Fahrbahn stehen Fußgängern und Radfahrern links und rechts von der Brücke jeweils 4,5 Meter breite Bewegungsräume zur Verfügung. Zudem vier Balkone zu jeweils dreißig Metern mit Bankerl, von denen man die Aussicht genießen kann.

„Die Brücke ist der Start in die Verkehrszukunft“, sind sich Luger und Hein sicher.

So wird auch der öffentliche Verkehr die Brücke passieren. Zuerst Busse, dann O-Busse – bis schließlich die geplante Stadtbahn dort ihre Trasse bekommen soll (der KURIER berichtete). Dafür ist schon alles vorbereitet, erzählt Kitzmüller beim Überqueren der Brücke und zeigt auf Auslässe und Rohre, die dann zum Einsatz kommen werden.

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Momentan widme man sich aber den Fertigstellungsarbeiten: 84 Pollerleuchten werden installiert. Auch 400 Meter Brückengeländer müssen noch montiert werden.

Am 28. August wird die Brücke dann mit einem großen Fest feierlich eröffnet - dazu ist natürlich die Bevölkerung geladen. "Auch wenn es am Anfang viel Gegenwind gab, jetzt sagt keiner mehr etwas gegen die Brücke", sagt Luger stolz.

Ganz stimmt das nicht: Für Vizebürgermeister Bernhard Baier (ÖVP) sei die Entstehungsgeschichte der neuen Brücke, von "Pleiten, Pech und Pannen" geprägt. Auch seien die Gesamtkosten für das Projekt immer noch nicht abzuschätzen. Baier: „Die Entstehung der neuen Eisenbahnbrücke ist alles andere als ein Ruhmesblatt für die Verantwortlichen, umso unverständlicher ist ein wenige Wochen vor der Wahl stattfindendes Eröffnungsfest auf Kosten der Steuerzahler.“