Brucknerhaus-Affäre: Luger gibt erstmals Fehler öffentlich zu
Von Josef Kleinrath
Bislang hat sich der Linzer SPÖ-Bürgermeister Klaus Luger in der Öffentlichkeit als jene Person positioniert, die Aufklärung in der Brucknerhaus-Affäre um den mittlerweile entlassenen künstlerischen Direktor Dietmar Kerschbaum vorantreibt. Jetzt ist er selbst Teil der Affäre.
Am Dienstag hat er in einer schriftlichen Stellungnahme zugegeben, dass er Fragen aus dem Hearing an Dietmar Kerschbaum weitergegeben hat.
Das ist einer der vielen Vorwürfe, die seit Ende des Vorjahres bekannt waren. Nämlich, dass schon die Bestellung Kerschbaums geschoben gewesen sei.
Linzer Bürgermeister gab Hearing-Fragen weiter
Luger hatte sich dazu nie geäußert. Jetzt ist offenbar der Druck zu groß geworden. "Nach der öffentlich kritisierten Entwicklung der Linzer Veranstaltungsgesellschaft (LIVA) wurde Dietmar Kerschbaum aufgrund seiner Kompetenz als Kulturmanager 2017 von einer zwölfköpfigen Jury mit eindeutiger Mehrheit zum neuen künstlerischen Leiter der LIVA und somit des Brucknerhauses bestellt", erinnert Luger an die Entscheidung.
Linz habe damals einen kulturellen Neustart und eine versierte Person gebraucht, die Erfahrung und Know-how mitbringt, versucht Luger, Verständnis für sein Verhalten zu erhalten: "Ich habe unmittelbar erlebt, dass Dietmar Kerschbaum im Burgenland hervorragende Arbeit als Kulturmanager geleistet hat. Weil ich damals der Meinung war, dass er aus künstlerischer Sicht eine sehr gute Wahl für Linz sei – und das glaube ich im Übrigen noch heute– habe ich ihm im Vorfeld allgemeine Fragen zum Hearing weitergeleitet. Rückblickend bedauere ich mein Verhalten."
Luger legt LIVA-Aufsichtsratsvorsitz zurück
Die voraussichtlichen Reaktionen der politischen Mitbewerber müsse er "zur Kenntnis nehmen und sind parteipolitisch nachvollziehbar". Er bedauere jedoch zutiefst, "dass ich in diesem Fall den Linzerinnen und Linzern als Bürgermeister ein schlechtes Beispiel gegeben habe".
Er habe immer versucht, das Beste für Linz zu geben, in diesem Fall habe er einen Fehler gemacht: "Auch wenn man das Richtige für die Stadt Linz will, ist es nicht okay, wie ich mich damals verhalten habe. Dafür möchte ich mich aufrichtig entschuldigen und um Verzeihung bitten."
Seine Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender der LIVA werde er am Mittwoch formal zurücklegen, teilte eine Sprecherin des Bürgermeisters der "ZiB 2" mit.
Chat zwischen Luger und Kerschbaum
Der Stellungnahme von Luger war offenbar eine Anfrage der Oberösterreichischen Nachrichten vorangegangen. Denn der Anwalt Kerschbaums hat gegenüber der lokalen Tageszeitung einen Chat-Verlauf zwischen Luger und Kerschbaum bestätigt, in dem die Übermittlung der Hearing-Fragen an Kerschbaum aufgeschienen sind.
Aus diesen Chats geht einerseits ein Naheverhältnis zwischen Kerschbaum und Luger hervor, lange bevor Kerschbaum zum künstlerischen Direktor bestellt wurde. Zu klären wird auch sein, warum Luger diese wesentliche Information, die ein "Whistleblower" im November des Vorjahres weitergegeben hatte, bislang nicht zugegeben hatte.
Vielmehr hatte sich Luger in den vergangenen Monaten von Kerschbaum "enttäuscht" gezeigt. Und die SPÖ hatte wegen einer Beteiligung von ÖVP-Aufsichtsrätin Doris Lang-Mayrhofer aus vollen Rohren auf die Aufsichtsrätin geschossen.
ÖVP: "Die Linzer belogen"
ÖVP-Vizebürgermeister Martin Hajart zeigte sich in einer ersten Reaktion enttäuscht, „Luger hat offen zugegeben, Rechtsbruch begangen zu haben“. Monatelang habe er „die Linzer belogen“, das Vertrauen sei „massiv erschüttert“. Für Hajart gehe es nun auch um eine Prüfung der strafrechtlichen Relevanz. Was politische Konsequenten angehe, habe der Bürgermeister in seiner Erklärung schon selber gesagt, was er sich erwarte. Somit wisse er wohl, was zu tun sei.
Von Letzterem geht auch FPÖ-Stadtrat Michael Raml aus. Denn: "Die bekannt gewordenen Chats verletzen alle Regeln und jeden politischen Anstand".