Autofreier Hauptplatz in Linz? „Es geht doch!“
Ein autofreier Hauptplatz – diesen Traum verfolgt die Bewegung „Autofreitag“ seit Langem. Das Ziel wäre auch zum Greifen nahe gewesen: Doch dann hätte ausgerechnet ihre Demonstration auf der angrenzenden Nibelungenbrücke vergangene Woche mit eignem Radstreifen auf der Pkw-Fahrbahn zu einem „Mega-Stau“ in Linz beigetragen. Und aus der Traum.
Die laute Kritik und der Verkehrsstadtrat machten einen Strich durch die Rechnung. Nun will die Bewegung kommende Woche ganz nach dem Motto „Es geht doch!“ einen eigenen Anlauf starten.
Aber zuerst ein Blick zurück: Schon lange gibt es die Diskussion, Autos – bis auf Anrainer und Zubringer – vom Linzer Hauptplatz zu verbannen. Verkehrsbeauftragter Markus Hein (FPÖ) startete dazu am 15. Juli einen Probebetrieb. Nur zwei Tage später wurde er eingestellt. „Wir brauchen, bevor wir den Hauptplatz für den Verkehr sperren, alle neuen Donaubrücken“, sagte Hein. Denn Schuld an dem Probebetrieb sei die ohnehin schwierige Verkehrssituation.
Genug Platz für alle
Und jenen, die meinen, dass es auf der Nibelungenbrücke eine eigene Fahrspur für Radler brauche – weil es am schmalen Geh- und Radweg zu gefährlichen Situationen komme – lässt der Verkehrsstadtrat ausrichten: „Auf der Nibelungenbrücke ist genug Platz, wenn sich jeder Radler an die Fahrtrichtung halten würde. Das passiert aber nicht, obwohl das keine Empfehlung, sondern eine Vorgabe ist“ kritisierte Hein scharf.
Also ein Schuss in den Ofen für die Bewegung, die sich laut eigenen Angaben aus verschiedenen Aktivisten aus der Klimaschutzbewegung sowie aus der Verkehrswende zusammensetzt? „Nein“, sagt Andreas Schütz aus dem Leiterteam von „Autofreitag“. „Der Probebetrieb wurde zu schnell aufgegeben. So etwas braucht Zeit“, sagt er.
Kommende Woche startet „Autofreitag“ deshalb einen eigenen Probebetrieb. „Von Montag bis Donnerstag stehen wir ab 16 Uhr auf der Fahrbahn der Theatergasse. Am Freitag ab 15 Uhr am Hauptplatz“, sagt Schütz. Das Programm beinhaltet Kundgebungen, Flyer verteilen und eine Feier zum Abschluss – alles unter Berücksichtigung der Corona-Maßnahmen.
Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) meldete sich dazu per Aussendung zu Wort: „Ich bin für den autofreien Hauptplatz und für Demonstrationsfreiheit. Aber mit der geplanten Dauerdemo schaden die Organisatoren ihrer Sache, weil sie viele Linzer verärgern“, ist er überzeugt.
"Vier Jahre sind zu lang"
Das sieht wohl auch Hein so. „Ein Großteil der Pendler ist aufs Auto angewiesen. Viele Strecken sind mit dem Pkw um ein Vieles kürzer“, sagte er nach der ersten Demo. Es seien deshalb Land und Bund gefragt, leistungsfähige Öffis voranzutreiben. „Vorher wäre das eine Verarschung der Pendler. Und die brauchen wir dringend. Und was Kampfradfahrer nicht berücksichtigen: der letzte Bus fährt um 18, 19 Uhr ins Umland.“
Für die Bewegung scheint das Warten jedoch keine Alternative zu sein. „Vier Jahre in Anbetracht des Klimawandels zu lange“, sagt Schütz. Ihr oberstes Ziel sei es zu zeigen, dass es möglich ist. Würden dadurch erneut Staus entstehen, wolle man die Situation neu bewerten. Prinzipiell wolle man aber „durchhalten“.