Christliche Kirchen in OÖ: "Sterbebegleitung statt Sterbehilfe"
Von Petra Stacher
„Es ist etwas, das mit dem Inneren des Menschen und mit einem Datum zu tun hat, das jeden von uns einmal treffen wird“ – Mit diesen Worten spricht Superintendent Gerold Lehner der Evangelischen Kirche A. B. in Oberösterreich ein Thema hat, das vor allem seit der Legalisierung in Deutschland österreichweit polarisiert: die Sterbehilfe. Denn auch hierzulande existieren vier Anträge dazu. Am 24. September wird der österreichische Verfassungsgerichthof darüber verhandeln.
Dies nahm das Forum der christlichen Kirchen in Oberösterreich am Mittwoch zum Anlass, um vor den möglichen Folgen einer Gesetzesänderung zu warnen. "Wir bieten keine Lösung, sondern es ist eine Problemanzeige. Dass diese Frage schwierig ist, ist uns alles bewusst. Wir wollen aber genau deshalb versuchen hier Orientierung zu geben", sagt Lehner.
Denn die prinzipielle Frage sei, was menschliche Würde ist. "Wird ein belastetes Leben nicht mehr als würdevoll angesehen und so abqualifiziert, was sollen dann Beeinträchtigte davon halten. Man kann damit auf die Leidenden einen Erwartungsdruck ausüben."
Sterbebegleitung fördern
Bischof Manfred Scheuer, von der katholischen Kirche pflichtet ihm bei und nimmt Bezug auf die Vergangenheit: "Das ethische Prinzip ist das Tötungsverbot. In der Vergangenheit ging die Tendenz immer dazu, dieses wirksamerer durchzusetzen, wie etwa bei der Abschaffung der Todesstrafe." Die Sterbehilfe ohne Kriminalisierung würde jedoch eine andere Richtung einschlagen.
Gemeinsam mit Vetretern der rumänisch-orthodoxen Pfarre Linz und der Altkatholischen Kirche Österreichs sind sie sich deshalb einig: Sterbebegleitung - also Hospiz- und Palliativbewegung - stärken und nicht die Sterbehilfe.
Für Ethikexperte Peter Kampits würde jedoch beides parallel Sinn machen: "Die Palliativbegleitung ist eine super Sache. Wer diese bis zum Ende seines Lebens haben will ist gut aufgehoben, aber wenn es wer ablehnt, dann sollte man ihm das nicht aufzwingen", sagt Kampits.
Sterbehilfe mit Einschränkungen
Er ist ein Fürsprecher der Sterbehilfe: „Prinzipiell glaube ich, dass die Autonomie des Menschens im Mittelpunkt stehen soll.“ Leide jemand unter starken Schmerzen, stehe das Lebensende kurz bevor oder befinde man sich in einem „vegetativen Zustand“ und der Patient äußere den Wunsch zu sterben, solle ihm das auch ermöglicht werden. Ohne Kriminalisierung der ausführenden Personen.
So ganz ohne Einschränkungen würde er die Sterbehilfe jedoch nicht umsetzen wollen: „Es dürfe nur bei jenen Menschen angewendet werden, die wirklich leiden und selbst ihr Leben nicht mehr beenden können“, sagt er.
Auf die Weise solle ausgeschlossen werden, dass Jugendliche wegen "Liebeskummer" das Instrument der Sterbehilfe in Anspruch nehmen würden.