Wenn die Kurstadt eine Kur machen sollte
Von Markus Foschum
Auch wenn man 2023 den ersten Platz im Land an Schwechat abgeben musste, das dank seiner Flughafen-Hotels auf 415.900 Nächtigungen davongezogen ist – Baden bleibt weiter ein Tourismus-Hotspot in NÖ. 372.800 Nächtigungen waren es im Vorjahr, ein Plus von 1,8 Prozent.
Damit das nicht nur so bleibt, sondern sogar noch besser wird, hat Experte Ferdinand Oberer im Auftrag der Stadt den Badener Tourismus durchleuchtet und ist dabei auf einiges – Stärken, Chancen aber auch Risiken – gestoßen. Nun wurden Ist-Analyse und Strategieempfehlungen Gemeinderätinnen und Gemeinderäten sowie Vertretern der Sozialversicherungsanstalten präsentiert.
Kur und Reha boomen
„Es ist alles da und man weiß hier auch, was man an Baden hat“, streute Oberer der Kurstadt Rosen. Um aber auch auf Problemfelder aufmerksam zu machen. „Das Kurzentrum versprüht den Charme der 70er-Jahre“, so Oberer. Es sei an der Zeit die 1975 erbaute Einrichtung zu modernisieren. „Bevor es jemand noch unter Denkmalschutz stellt“ scherzte der Gesundheitsexperte.
Dabei zeigt die Analyse, welche Bedeutung Reha und Kur für den Badener Tourismus haben. 63 Prozent der Nächtigungen in Baden sind auf diese Bereiche zurückzuführen, nämlich 280.000 (die Zahlen beziehen sich auf die Vor-Corona-Zeit 2018/19). Die fünf Badener Einrichtungen dürfen sich noch dazu über mehr als 90 Prozent bei der Auslastung freuen. Und Kur- sowie Rehagäste bleiben im Schnitt auch 21 Tage. Damit tragen sie wesentlich zur Wertschöpfung bei.
Im Gegensatz dazu verzeichnet man in den Hotels eine Auslastung von 40 Prozent und eine durchschnittliche Aufenthaltsdauer von nur zwei Tagen. Erschwerend komme derzeit dazu, dass das größte Hotel Badens, das Schloss Weikersdorf mit 164 Betten, seit über einem Jahr geschlossen ist. Hier hofft man auf eine baldige Wiedereröffnung. Positiv ist, dass es sich generell um hochwertige Häuser handelt.
Gute Gründe, nach Baden zu kommen, gibt es laut dem Experten etliche. „Im Freizeitbereich reiht sich eine Perle an die andere“, umschrieb es Oberer. Vom Casino über das Strandbad bis zum Stadttheater und der Trabrennbahn reicht der Reigen. Ein Bereich brauche aber besondere Zuwendung – die Wellness.
„Das Profil von Baden: Bei der Kur toll bei Wellness erschreckend schlecht“, so Oberer. Die Römertherme ist mit Eröffnung 1999 auch nicht mehr die Jüngste, seit damals ist die Konkurrenz stark gewachsen. Der Durchschnittserlös liegt bei Thermen bei 17,50 Euro je Zutritt, in Baden deutlich darunter. Hier müsse man nachschärfen.
Zukunftsgebiete
Von der Ist-Analyse kommt man zu Zukunftsideen. Auf der einen Seite müsse der Rehabereich abgesichert werden. Dann müsse das Zentrum unter dem Motto „Kurzentrum neu, Römertherme besser“ gestärkt sowie der Wellnessbereich aufgebaut werden.
Im Zentrum ist das Grundstück, auf dem derzeit die Neue Mittelschule in der Pelzgasse steht, ein Hoffnungsgebiet. Denn die Schule wird auf den neuen Bildungscampus übersiedeln. Besondere Bedeutung kommt aber der Martinek-Kaserne zu. Ein Teil des Kasernenareals wurde bereits in „Bauland Sondergebiet – Sonderkrankenanstalt“ umgewidmet. Die betreffenden 30.000 Quadratmeter sind derzeit zum Verkauf ausgeschrieben. Großes Interesse hat die BVAEB – die Versicherung der öffentlich Bediensteten, Eisenbahnen und Bergbau. Denn das derzeitige Quartier im Engelsbad im Badener Stadtzentrum ist viel zu eng geworden. Das Kasernenareal könnte aber auch für ein Hallenbad infrage kommen. Vor allem Schulen (aus dem ganzen Bezirk) und Vereine könnten es nutzen. Damit würde die Römertherme für reine (Premium-) Wellness frei werden.
Stadtchef Stefan Szirucsek: „Der Gesundheitstourismus war und ist für die Stadt von großer Bedeutung. Die Studie zeigt dieses Potenzial auf und gibt klare Empfehlungen für den künftigen Ausbau des Gesundheitssektors.“