Warnung vor Ostern: Noch lange keine "T-Shirt-Saison" in den Bergen
Von Patrick Wammerl
Die Osterferien stehen vor der Tür und damit auch die Zeit, in der es viele Familien in die Berge zieht. Während in den Städten vielerorts der Kaffee bereits an einem sonnigen Platz im Schanigarten genossen wird, herrscht im Hochgebirge aber noch alles andere als „T-Shirt-Saison“.
Auf den Hausbergen der Wiener, wie der Schneeberg, die Rax oder der Semmering gerne bezeichnet werden, machen Schnee und Eis jede Bergtour zu einer gefährlichen Herausforderung.
Wie schnell man bei einem vermeintlich harmlosen Ausflug in Lebensgefahr geraten kann, haben drei Wanderer auf der Rax am eigenen Leib verspüren müssen. Das Trio war am Samstag beim Abstieg vom Karl Ludwig Haus vom Weg abgekommen. Im unwegsamen Gelände stürzte die Gruppe über ein vereistes Schneefeld ab. Sie konnten weder vor noch zurück und setzten gegen 16 Uhr in ihrer verzweifelten Lage einen Notruf ab.
Die Crew des Polizeihubschraubers konnte die Wanderer zwar aus der Luft lokalisieren, eine Bergung durch den Helikopter war aufgrund des starken Windes und Nebels aber nicht möglich. Eine Mannschaft der Bergrettung Mürzzuschlag stieg deshalb zu den Ungarn auf. Da die Wanderer unterkühlt waren, wurden sie mit Wärmewesten im Notfallzelt versorgt.
Vier Stunden unterwegs
Die Bergretter entschieden sich, zusammen mit dem Trio bei Dunkelheit durch den Karlgraben ins Tal bis zum Parkplatz am Preiner Gscheid abzusteigen. Erst vier Stunden nach dem Notruf galt der Einsatz gegen 20 Uhr abends als beendet. Die Ungarn hatten die winterlichen Verhältnisse auf der Rax völlig unterschätzt.
Die Bergrettung erkennt den eindeutigen Trend, dass es speziell seit der Corona-Pandemie immer mehr Menschen in die Berge zieht, die keinerlei alpinistische Erfahrung haben. Eine sorgfältige Tourenplanung verringert das Risiko von unliebsamen Überraschungen, heißt es bei der Bergrettung NÖ/Wien. Die Ausrüstung sollte unbedingt an die Witterung sowie an die Dauer, Art und Schwierigkeit der Tour angepasst werden.
Orientierungsmittel und Notfallausrüstung wie Karten, Rucksackapotheke, Biwaksack, Handy mit vollem Akku, akustische und optische Signalmittel sowie Regenschutz und eine Stirn- oder Taschenlampe sollten immer dabei sein. „Unterkühlung führt auch im Sommer schnell zu Leistungsverlust mit völliger Erschöpfung“, warnt die Bergrettung.
Dehydration kann zu einer gefährlichen Schwächung des Kreislaufs führen, deshalb sollten ausreichend Wasser oder Elektrolytgetränke bei jeder Tour mitgeführt werden. Tipps für eine umfangreiche Tourenplanung bietet die Bergrettung auf ihrer Homepage: www.bergrettung-nw.at
Grödeln und Steigeisen
„Diese Erfahrungen machen wir im Frühling sehr häufig“, heißt es bei der Bergrettung NÖ. Nicht nur das Wetter ändert sich mit dem Frühling, sondern auch die Bedingungen am Berg. „Bei der Tourenplanung müssen unbedingt die Erfahrung, die Fitness und besonders auch die richtige Ausrüstung wie Grödeln und Steigeisen berücksichtigt werden. Auch wenn im Tal bereits die Frühlingsblüte einsetzt, herrschen am Berg immer noch tiefwinterliche, eisige Bedingungen“, warnt die Bergrettung.
Steinschlag
Nicht zu unterschätzen ist eine weitere Gefahr. Durch Bodenerosion, starke Temperaturunterschiede und Unwetterereignisse steigt im Gebirge die Gefahr vor Steinschlag. Bei einem solchen Zwischenfall ist am Sonntag auf der Hohen Wand (Bezirk Wiener Neustadt) eine 54-jährige Frau aus Wien bei einer Wanderung verletzt worden. Beim Aufstieg über die „Krumme Nuss“ zum Waldeggerhaus wurde die Wanderin von einem Stein am Fuß getroffen. Die 54-Jährige musste mit dem ÖAMTC-Notarzthubschrauber mit dem Tau geborgen und ins Landesklinikum Wiener Neustadt geflogen werden.