Chronik/Niederösterreich

Wachauer kritisieren Schifffahrt: "Die Sache stinkt zum Himmel"

„Die Gemeinden an beiden Ufern haben um Millionen Euro Kläranlagen gebaut und die Schifffahrt nutzt die Donau gratis zur Entsorgung. Die Sache stinkt zum Himmel“, wettert der Unternehmer und Rudersportler Friedrich Piewald aus Dürnstein. Als Vorstandsmitglied des örtlichen Ruderklubs fordert er auch die Bundespolitik zum Handeln auf.

Immer mehr Wachauer beteiligen sich an der Bürgerinitiative gegen Fäkalien in der Donau, weil sie ähnliche Beobachtungen machen. Für viele sind die Kabinenschiffe, deren Zahl Jahr für Jahr wächst, Schuld an der Misere. Jedenfalls vermissen viele eine klare gesetzliche Regelung, die die Schiffe zu einer dokumentierten Entsorgung zwingt. Immerhin waren laut via donau 2017 mehr als 170 touristische Schiffe auf der Donau unterwegs und haben 450.000 Passagiere befördert. Aber auch Mannschaften von etlichen Frachtschiffen dürften ihre Fäkalien weitgehend in der Donau entsorgen.

„Das geht seit Jahren so, dass wir immer wieder braunen Schaum auf der Donau und intensiven Gestank feststellen“, berichtet Piewald. Der sich ganz besonders über die Untätigkeit der Behörden ärgert. Eine Anzeige bei der Schifffahrtspolizei habe lediglich dazu geführt, dass ein Beamter meinte, er könne sich nicht vorstellen, dass etwas Illegales passiere.

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Bisher dürften Kontrollen nach Berichten von Schifffahrtsmitarbeitern kaum stattfinden. Auch, weil die Gesetzeslage Schiffe in Österreich gar nicht dazu zwingt, ihre Fäkalien-Entsorgung zu dokumentieren.

„Die Hotelschiffe zeigen die Probleme des Massentourismus, unter dem der Gast, der länger bleiben will, leidet. Die Kreuzfahrtveranstalter machen auf Kosten der einheimischen Bevölkerung ein riesiges Geschäft, indem sie weder Steuern noch Kanalabgaben zahlen. Gleichzeitig beeinträchtigen der Lärm und die Abgase der Aggregate die Lebensqualität der Einheimischen. Die Politik ist offenbar außerstande, dem einen Riegel vorzuschieben“, meint Christian Hirtzberger vom Arbeitskreis zum Schutz der Wachau.

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Franz-Xaver Doppler aus Stein hat eine Petition gestartet, um zu erreichen, dass Schiffe gesetzlich zu korrekter Entsorgung gezwungen werden und Messstationen die Wasserqualität permanent prüfen. Seit sich Volksanwalt Peterfichtenbauer der Angelegenheit angenommen und eine Untersuchung ins Laufen gebracht hat, scheint sich etwas zu tun. Immerhin hat die oberste Schifffahrtsbehörde schon Kontrollen angekündigt.

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Johannes Christian Thiery ist Chef des Hotels Schloss Dürnstein und betreibt eine Donaufähre. Er fordert eine Gleichbehandlung von Beherbergern am Land und auf dem Wasser: „Die Betreiber der Kabinenschiffe nutzen das internationale Gewässer und kommen um Abgaben herum, die Hotels an Land leisten müssen – von der Tourismusabgabe bis zur Kanalgebühr. Die Schiffe zahlen bei uns keine Steuern, entsorgen gratis ins Wasser und fahren mit steuerfreiem Diesel“, kritisiert Thiery.

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Lösungen

Auch der neu gewählte Obmann der Tourismusregion Wachau, Nibelungengau, Kremstal, Mario Pulker, sieht die Problematik der touristischen Schifffahrt, die enorme Besuchermassen in die Wachau bringt und gleichzeitig Abwässer, Lärm und Abgase verursacht.

„Man muss aber beide Seiten sehen“, meint Pulker. „Nach Studien kommen bis zu 40 Prozent der Schiffspassagiere als Individualtouristen zurück“, sagt er. Und man müsse klären, wer wirklich die Verursacher von verunreinigtem Wasser sind.