Chronik/Niederösterreich

Vielseitige Inszenatorin: Mirjam Unger über kommende Projekte

Momentan läuft die 5. Staffel der „Vorstadtweiber“ im Fernsehen. Der KURIER hat Regisseurin Mirjam Unger (50) getroffen und mit ihr über Kommendes und Vergangenes gesprochen.

KURIER: Trotz Lockdowns geht es bei Ihnen gerade turbulent zu. Wie geht es Ihnen damit?

Mirjam Unger: Gut. Ich bin gerade im Schneideraum für die 6. Staffel der Vorstadtweiber. Parallel dazu bin ich schon mit den ersten Vorbereitungen für die Leipziger Buchmesse 2022 beschäftigt. Das ist ein lustiger Spagat, den ich da gerade mache.

Ist das nicht sehr konträr – eine Serie und ein Event?

Letztendlich ist das alles Regie und Inszenierung. Ich kuratiere den Auftritt Österreichs als Gastland in Leipzig. Es geht darum, hier eine möglichst gute und strahlende Bühne für alle Autorinnen und Autoren aufzubereiten und die österreichische Kultur nach außen zu präsentieren. Ich überlege, wie die Architektur aussehen wird, wer lesen wird, was gelesen wird, unter welchem Motto der Auftritt steht. Es ist ein bisschen, wie wenn man ein Festival auf die Beine stellt, ein Festival innerhalb der Buchmesse.

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Gibt es noch weitere Projekte, an denen Sie arbeiten?

Es kommen viele Anfragen aus Deutschland. Da habe ich im Vorjahr den Weihnachtsfilm „Alle Nadeln an der Tanne“ mit Bavaria für den ZDF gemacht, da sind neue Partnerschaften entstanden. Das macht großen Spaß, die Branche ist anders, die Infrastruktur eine andere – eine größere. Da gibt es durchaus die Möglichkeit, dass Kooperationen entstehen. Fest steht auf jeden Fall, dass es ein schönes, neues Serienprojekt mit dem ORF gibt – mehr darf ich aber nicht verraten. Außerdem schreibe ich an meinen eigenen Stoffen. Ich möchte wieder einen Kinofilm machen.

Mit Ihrem zweiten Spielfilm „Maikäfer flieg“ waren sich nicht nur national erfolgreich. Da haben Sie sowohl Regie geführt als auch das Drehbuch geschrieben.

Genau, gemeinsam mit Sandra Bohle in Anlehnung an Christine Nöstlingers Buch. Mit Sandra schreibe ich auch jetzt. Es schweben mehrere Ideen im Raum herum – unter anderem Literaturverfilmungen. Wenn ich lese, sehe ich viele Bilder vor mir, die ich ins Kino holen will. Festgelegt habe ich mich noch nicht.

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Sie haben aber auch Dokumentarfilme gemacht, haben Sie dieses Thema für sich abgehakt?

Nein. Ich habe auch bei Leipzig vor, mich mit einem dokumentarisch-filmischen Zugang zu nähern und mit den Autorinnen und Autoren etwas vorzubereiten. Da freue ich mich auf jeden Fall auch darauf. Ich begegne der Realität gerne so, wie sie ist, ohne sie herstellen zu müssen.

Aber Journalismus und Radio haben Sie an den Nagel gehängt?

Ja, ich habe mich 2012 endgültig von FM4 getrennt. Die Abnabelung war schon schwierig, da ich mich mit dem Sender identifiziert habe. Ich habe mit 19 Jahren beim Jugendradio ZickZack angefangen, das war der Vorgänger von FM4. Ich habe sowohl moderiert als auch journalistisch gearbeitet. Mit 23 Jahren habe ich dann neben der Arbeit mit dem Regiestudium begonnen. Ich habe mich dann vor bald neun Jahren dazu entschieden, nur noch Filme zu machen. Anfangs ging es noch nicht ganz, da habe ich zur Überbrückung auch viel live moderiert, aber seit zwei bis drei Jahren kann ich gut vom Filmemachen leben – das war das Ziel.

War es die richtige Entscheidung?

Für mich war es sie. Es war immer mein Traum und Wunsch. Ich habe nicht lockergelassen, obwohl es mir schwerfiel das Radio bleiben zu lassen.

1970 in Klosterneuburg geboren, lebt die Regisseurin und Drehbuchautorin heute mit ihrem Ehemann Gerald Votava und ihren beiden Kindern wieder in der Gemeinde. Von 1995 bis 2012 war sie  Journalistin und Moderatorin beim ORF. Unger war Gründungsmitglied von FM4. Neben ihrem Beruf studierte sie  Regie an der Filmakademie. 2007  kam ihr erster Dokumentarfilm ins Kino – damit gewann sie den Publikumspreis bei der Diagonale. 2016 schaffte sie den internationalen Durchbruch mit „Maikäfer flieg“. 2018 führte sie erstmals Regie bei „Vorstadtweiber“.