Chronik/Niederösterreich

Sperrgebiet ignoriert: Wanderer im Waldbrandgebiet auf Rax in Bergnot

Der Mittagstein über Reichenau an der Rax gleicht einer bizarren Filmkulisse. Obwohl das Gebiet seit dem verheerenden Waldbrand im Herbst 2021 als behördliches Sperrgebiet für Wanderer tabu ist, verirren sich laufend Sparziergänger und Kletterer auf den Berg.

Am Mittwoch musste die Bergrettung bereits zum zweiten Mal binnen 48 Stunden ausrücken.

Nachdem am Montag ein 47-jähriger Deutscher und dessen 13 Jahre alter Sohn am Mittagstein im niederösterreichischen Rax-Schneeberg-Gebiet in Bergnot geraten waren und von der Bergrettung samt Hubschrauber gerettet werden mussten, wiederholte sich zwei Tage später erneut dieses Schauspiel.

Die Einsatzkräfte wurden Mittwochnachmittag von einer 31-jährigen Frau aus Gloggnitz (Bezirk Neunkirchen) alarmiert. Sie hatte am behördlich gesperrten Jagdsteig die Orientierung verloren und konnte im felsdurchsetzten Steilgelände weder vor noch zurück.

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Taubergung trotz starker Winböen

Eine sechsköpfige Einsatzcrew machte sich von Hirschwang aus auf den Weg zu der in Bergnot geratenen Frau. Parallel wurde der Hubschrauber des Innenministeriums angefordert, nachdem die Frau ihre exakte Position in dem riesigen Gelände nicht angeben konnte.

Kurz vor 15 Uhr konnte von der Crew des Hubschraubers Sichtkontakt zu der 31-Jährigen hergestellt werden. Sie befand sich zirka 300 Höhenmeter unterhalb des Gipfels in einem steinschlaggefährdeten Steilgelände. Trotz des böigen Windes entschieden sich die Einsatzkräfte zu einer Taubergung, die schließlich auch gelang.

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Der Wald und die Vegetation am Mittagstein wurden durch das tagelange Inferno 2021 auf Jahrzehnte zerstört. Weil es laufend zu gefährlichen Steinschlägen kommt, kaputte Bäume entwurzelt werden und das Gebiet wieder aufgeforstet werden muss, hat es die Behörde zum Sperrgebiet erklärt.

Bis heute haben die Mitarbeiter der Forstverwaltung der Stadt Wien als Grundbesitzer des Quellschutzgebietes in schweißtreibender Handarbeit 10.000 neue Bäume, Pflanzen und Sträucher gesetzt.

Wer die behördliche Sperre des Gebietes ignoriert, dem kann dies teuer zu stehen kommen. Jener 47-jährige Deutsche, der am Montag zusammen mit seinem Sohn von Bergrettung, Alpin- und Flugpolizei in einer gemeinsamen Aktion aus der Notlage befreit werden musste, muss die Kosten für die Rettungsaktion selbst tragen.

Außerdem wartet auf den Vater eine Anzeige.

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Laut Polizei hatte sich das Duo ohne jegliche Tourenvorbereitung und Kenntnis auf eine Handy-App verlassen, worauf sie im unwegsamen Sperrgebiet landeten und sich verirrten. Letztlich wurden die Wanderer per Hubschrauber mittels Tau gerettet und unverletzt ins Tal geflogen.

Die Alpinisten der Landespolizeidirektion Niederösterreich wiesen indes darauf hin, dass "sorgfältige Tourenplanung und -vorbereitung mit genauem Kartenmaterial und aktuellen Informationen über die Wege- und Wetterverhältnisse unerlässlich“ seien. So könnten Unfälle in den Bergen vermieden werden.