Sexismus-Wirbel: Weltcup-Werbung noch ohne Pinselstrich von Attersee
Von Patrick Wammerl
Lange Zeit war unklar, ob der Semmering seine geplanten Damen-Weltcuprennen im heurigen Jahr an Bad Kleinkirchheim verliert. Der ÖSV wollte eine Umstellung im Rennkalender.
25 Jahre nach der Premiere am Zauberberg bekommt der Wintersportverein (WSV) allerdings ein entsprechendes Geburtstagsgeschenk: Der Riesentorlauf und der Nachtslalom finden nun doch wieder am 28. und 29. Dezember auf dem Hausberg der Wiener statt. Das erste Werbeplakat für den Skiweltcup wurde diese Woche bereits spektakulär von der Feuerwehr in Stellung gebracht. Zum ersten Mal seit 1998 trägt das Plakat aber nicht die Handschrift des berühmten Künstlers Christian Ludwig Attersee. Der Maler und Wahl-Semmeringer war bei den vergangenen Rennen 2018 in eine Sexismus-Debatte wegen des Plakatsujets geraten, für die es bei den Veranstaltern und der Ortsführung gar kein Verständnis gab.
Attersee hatte, wie bereits in all den Jahren davor, dem hiesigen Wintersportverein einen riesigen Gefallen getan und als prominenter Künstler das Weltcup-Plakat gestaltet. Nachdem in zehn von elf Fällen eine nackte Frau das Sujet zierte, stießen sich 2018 plötzlich einige Personen daran. In den sozialen Medien wurde über das Motiv heftig diskutiert. Der ÖSV beugte sich schließlich leicht widerwillig dem Druck und zog das Plakat noch wenige Tage vor den Rennen offiziell zurück – als schon Zehntausende Werbemittel mit der Nackten darauf gedruckt und im Umlauf waren. Der Wintersportverein musste sich als durchführendes Organ zähneknirschend der ÖSV-Entscheidung beugen und auf Tausenden Foldern die Frauen-Silhouette mit Pickerln händisch überkleben.
Attersee „gut drauf“
Laut dem Weltcup-Organisator und WSV-Präsident Franz Steiner hat Attersee die Sexismus-Vorwürfe aber „gut weggesteckt“. Deshalb ist Steiner guter Dinge, dass der Maler auch zum 25-jährigen Jubiläum des Spektakels den Pinsel in die Hand nimmt und die künstlerische Gestaltung der Weltcup-Werbung übernimmt. „Er ist gut drauf und ich bin mir sicher, dass es wieder ein Motiv von ihm geben wird“, sagt der Mr. Weltcup.
Am Semmering ist man heilfroh, dass die Entscheidung der FIS und des ÖSV zugunsten der Niederösterreicher ausfiel. Sonst hätte, was die Rennen anbelangt, eine Umstellung von einem Zweijahres- auf einen Dreijahresrhythmus gedroht.