Serientäter David Schalko: "Die Abwechslung ist schön"
Von Marlene Penz
KURIER: Sie haben gerade Ihren neuen Roman „Bad Regina“ herausgebracht. Promotour, Lesereisen und Co. sind ja gerade nicht möglich, wie geht es Ihnen damit?
David Schalko: Ich muss sagen, dass ich nicht so böse bin, dass ich jetzt nicht in deutsche Kleinstädte fahren muss, um dort zu lesen. So gesehen stört mich das gar nicht. Für Bücher ist es ja eigentlich keine schlechte Zeit – die werden gekauft und zu Hause gelesen. Und wenn alles andere wegfällt, ist das auch okay.
Und was erwartet die Leser zu Hause?
Im Buch geht es um einen Ort, der ein bisschen an Bad Gastein angelehnt ist, wo ein Immobilientycoon aus China alles aufkauft und absichtlich verfallen lässt. Und in dem Ort sind noch ein paar Dutzend Bewohner, die quasi die Stellung halten.
Warum gerade Bad Gastein?
Ich war sehr oft dort auf Urlaub und mich hat das eigentlich immer sehr fasziniert, warum so ein mondäner Kurort eigentlich dem Verfall preisgegeben wird. Und da gibt es ja auch einen Immobilientycoon, um den sich anfangs die Mythen rankten. Und das war eine gute Inspiration, auch die Atmosphäre, die verlassenen Hotels und Bäder. Es ist vielleicht auch ein bisschen wie eine Fortsetzung von Braunschlag (Schalkos ORF-Erfolgsserie aus dem Jahr 2011, Anm.) lesbar, weil das eigentlich dort beginnt, wo Braunschlag aufhört. In dem Sinne, dass ein leerer, verlassener Ort sozusagen eigentlich am Anfang steht – so endet ja Braunschlag. Und das Personal ist nicht so unähnlich, aber es spielt halt diesmal in den Alpen.
Den Ort Braunschlag aus der gleichnamigen, erfolgreichen Serie haben Sie dem Ort Eisgarn im Waldviertel nachempfunden, weil Sie dort Wurzeln haben?
Meine Eltern sind aus Litschau und aus Heidenreichstein, ich bin in Wien aufgewachsen. Wir waren aber viel im Waldviertel, weil die Großeltern ja auch dort waren. Und deswegen kenne ich die Gegend sehr gut. Natürlich haben wir Braunschlag nicht nur in Eisgarn gedreht, sondern in der ganzen Umgebung. Es lehnt sich sehr an die Gegebenheiten und Realitäten dort an. Es war sehr schön, während der Arbeiten daran, wieder dort zu sein und sich mit der Gegend wieder auseinanderzusetzen.
Anfang März präsentieren Sie bei der Berlinale Ihre neue Sky-Serie „Ich und die Anderen“. Wo spielt die?
Das spielt eigentlich an einem abstrakten Ort, der nicht definiert ist. Gedreht wurde in Wien, es schaut jetzt aber nicht aus wie Wien. Es soll eine moderne, urbane Stadt sein in der es spielt. Und es ist eigentlich eine Serie, in der es darum geht, dass in jeder Episode der Protagonist sein Verhältnis zu den anderen verändert, es ändern sich immer die Prämissen.
Auch bei Ihrem beruflichen Schaffen mischen Sie die Karten ständig neu. Sie sind Filmemacher, Autor, Erfinder von der „Sendung ohne Namen“ oder „Willkommen Österreich“. Was macht Ihnen am meisten Spaß?
Die Abwechslung ist schön, dass ich zwischen Buch und Film changieren kann, das finde ich sehr angenehm, dass man einmal das und einmal das macht. Und dass man eigentlich dadurch sehr viele Möglichkeiten hat – es ist eigentlich ein Luxus beides machen zu können. Langweilig wird es nicht.
Der Regisseur, Autor, Produzent und Entwickler von TV-Sendungen wurde am 17. Jänner 1973 in Waidhofen a. d. Thaya geboren, wuchs aber in Wien auf, wo er auch heute lebt. Seit 1996 arbeitet er für Film- und Fernsehen. Seinen ersten Roman publizierte er 2006, es folgten vier weitere. Von ihm stammen u. a. die Serien „Braunschlag“, „Altes Geld“ und „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“. Letztere hat er 2019 bei der Berlinale präsentiert.