Tropische Gerichte an der Traisen: Ein Stück Sri Lanka in St. Pölten
Von Anna Perazzolo
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Wenn man an St. Pölten denkt, dann sind die ersten Bilder im Kopf wohl keine weißen Sandstrände, tropische Landschaften oder exotische Tiere. Aber genau diese Vorstellung versucht ein St. Pöltner Wirt bei seinen Gästen zu erwecken. Saleem Piridaus, der Eigentümer und Geschäftsführer des Lokals „Mandas“, eröffnet Kulinarik-Liebhaberinnen und Liebhabern mit seinen Speisen eine Reise in seine Heimat. Der Gastwirt stammt ursprünglich aus Sri Lanka.
Bereits seit mehr als acht Jahren betreibt Saleem Lokale in der niederösterreichischen Landeshauptstadt. Zuerst im Mühlweg und nun, nach der Übersiedelung im Juli 2020, also mitten in der Pandemie, im Zentrum von St. Pölten. Dafür hat er ein altes Gasthaus und das angrenzende Cupcake-Geschäft übernommen, zusammengelegt und erneuert. Da ihm aufgefallen war, dass die Menschen seit der Pandemie immer mehr draußen sitzen wollen, übernahm das „Mandas“ auch den Innenhof samt denkmalgeschützter Linde.
Der Ruf St. Pöltens
Geboren und aufgewachsen ist Saleem in Sri Lanka, der Perle des Indischen Ozeans, wie er die Inselnation nennt. Als Teenager ist er nach Europa und schließlich nach Österreich gezogen. Der Grund dafür war die pure Abenteuerlust, erklärt er. Ohne Deutschkenntnisse wollte er in Wien, wie bereits zuvor in seiner Heimat, eine Druckerei eröffnen. „Das hat dann aber nicht geklappt, weil ich gemerkt habe, dass die Österreicher fast alles im Ausland drucken, wo es billiger ist“.
Das meiste habe er sich als Koch in verschiedenen Lokalen in Europa selbst beigebracht, erzählt er. Dieser Weg brachte ihn schließlich auch nach Niederösterreich. „St. Pölten hat gesagt, dass ich nach St. Pölten kommen soll“, und so kam eines zum anderen, bis er schließlich sein erstes eigenes Lokal eröffnete.
Familienbetrieb
Das „Mandas“ betreibt Saleem aber nicht allein. „Wir sind ein echter Familienbetrieb“, erzählt Jacqueline Piridaus, Saleems Frau. „Alle helfen mit“. Saleems Sohn fotografiert das Lokal, Speisen und Getränke, die Großeltern unterstützen bei der Innenausstattung und Jacqueline selbst kümmert sich um das Marketing.
Aber nicht nur das, bereits vor ihrer Ehe war sie beruflich und privat viel in Sri Lanka unterwegs und hat das Land kennen und lieben gelernt. Als sie dann ihren Mann in St. Pölten kennenlernte, hängte sie ihren Job an den Nagel und machte sich mit einem online Reisebüro selbstständig. Ihr Spezialgebiet liegt dabei im Individualtourismus, also maßgeschneiderte Touren in Sri Lanka.
„Im Mandas können die Menschen schon einmal in Sri Lanka reinessen und wenn es ihnen gefällt, dann können sie auch gleich eine Reise samt Walschnorcheln oder Tempelsafari buchen“. Und der Mix aus Essen und Reise scheint aufzugehen. „Nach der Reise besuchen uns die Gäste wieder im Lokal und zeigen uns Bilder von ihrem Urlaub“, so Jacqueline.
Gespür für neue Gerichte
Trotz der ungewöhnlichen Kombination aus Gasthaus und Reisebüro sei es ihnen „wichtig, authentisch zu bleiben, auch in der Küche“. Für Saleem bedeutet das Regionalität, wo es angebracht und Import spezieller Produkte, wie etwa Gewürze, wo es nötig ist.
Und obwohl Saleem erst in Europa mit dem Kochen begonnen hat, scheint es ihm einfach zu liegen. „Er hat ein Gespür dafür und ist unglaublich kreativ. Bei ihm rattert es dauernd“, so seine Frau. Immer wieder passiere es, dass er beim Einkaufen neue Produkte sieht und ihm sofort ein neues Gericht einfällt. Die Speisekarte im „Mandas“ bleibe nie lange gleich, erzählt sie.
Zwei Länder, eine Küche
Besonders markant an der Speisekarte ist die Kombination aus sri-lankanischer und mexikanischer Küche. „Das werde ich wirklich oft gefragt, warum ich genau diese beiden Länder kombiniere“, erzählt der Gastwirt lachend. „Einerseits harmonieren die Geschmäcker der unterschiedlichen Küchen sehr gut. Beide Länder kochen viel mit Chili. Andererseits liegt es aber auch daran, dass ich viele mexikanische Freunde haben, die ebenfalls Köche sind. Wir haben gemeinsam gearbeitet und uns gegenseitig inspiriert“.
Das Wirt-Sein liege Saleem einfach im Blut, sagt seine Frau. Und tatsächlich, viele in St. Pölten scheinen den Sri Lankaner zu kennen. Immer wieder bleiben Menschen stehen, um ihn zu begrüßen und mit ihm zu reden. „Das löst in ihm aber auch einen Konflikt aus, denn einerseits kocht er sehr gerne. Andererseits kann er dann aber nicht bei seinen Gästen sein. Ideal wäre eine Schauküche“, sagt Jacqueline schmunzelnd.
Flucht aus dem Alltag
Besonders am Herzen lag dem Gastwirt auch während der Corona-Krise für seine Gäste da zu sein. „Wir hatten einen eigenen To-Go-Bereich. Die Menschen konnten sich während der ganzen Zeit Essen bei uns holen. Wir waren immer geöffnet, das war uns wichtig“, erklärt er. Außerdem habe man in der Pandemie begonnen, mit externen Zustelldiensten zusammenzuarbeiten, um auch jene zu erreichen, die das eigene Haus nicht verlassen wollten.
Und genau während dieser Zeit war das „Mandas“ auch eine kurze Flucht aus dem Alltag. „Die Leute haben nicht wegfahren und Urlaub machen können“, erklärt Jacqueline. „Wir haben versucht, mit unseren Speisen zumindest eine kleine Reise zu ermöglichen“.