Ohne Politik: St. Pöltner Bürger nehmen Klimaschutz selbst in die Hand
Von Sophie Seeböck
Gegen den Bau einer Müllverbrennungsanlage auf dem Glanzstoff-Areal 1994 bis zum Erhalt des Altoonaparks im Vorjahr – die Bürgerplattform Pro St. Pölten hat in den letzten 30 Jahren an vielen Fronten für den Klimaschutz in der Landeshauptstadt gekämpft.
"Kein Gehör"
Wie das letzte Beispiel zeigt (gerade wird im Altoonapark das Kinderkunstlabor gebaut) teilweise aber erfolglos. „Wir haben den Glauben an den Lösungswillen der Politik in St. Pölten verloren“, so die neue Präsidentin Susanne Formanek. „Nicht einmal 10.000 Unterschriften gegen die geplante Schnellstraße S34 reichen, um sich Gehör zu verschaffen.“
Deshalb möchte die Plattform nun ungeachtet der Politik ins Tun kommen: „Bürger sollen die Möglichkeit bekommen, sich selbst an sinnvollen Projekten zu beteiligen“, so die Vision Formaneks. Entsprechende Projekte will man etwa mit Wissenschafter oder innovativen Unternehmen schaffen.
Geld durch Förderungen
Das Geld für die Umsetzung soll über Förderungen auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene geholt werden. Bürger-Projekte, die also über „Steuern und Abgaben genau dieser Bürger schon finanziert sind“, so die Präsidentin.
Eine erste Kooperation ist mit dem Start-up „Spotteron“ geplant. Gemeinsam soll eine App entwickelt werden, mit der Bürger ortsspezifische Daten, wie etwa Hitze-Empfinden, erheben können. Diese Eindrücke können dann mit Satelliten-Daten in Echtzeit abgeglichen werden. „So sieht man, wie heiß es am Domplatz ist oder wo es wirklich staut“, so Formanek.
Klimaneutral bis 2030
Die Erkenntnisse will man dann der Stadt zur Verfügung stellen. Diese hat mit der Klimaneutralität bis 2030 ohnehin bereits ein ambitioniertes Ziel vor Augen. Kürzlich erhielt die Landeshauptstadt dafür auch einen Zuschlag des Bundes in der Höhe von zwei Millionen Euro – wovon ein Großteil in neues Personal fließt. Mit dieser Expertise hält Formanek, die selbst im St. Pöltner Umweltschutzkomitee sitzt, das Ziel für erreichbar.
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