Chronik/Niederösterreich

Rettungsanker für bereits 1.200 Tumorpatienten

Für die meisten Patienten ist es der letzte Hoffnungsschimmer – vor allem dann, wenn eine Operation nicht mehr möglich ist. 1.200 Tumorpatienten sind im Krebstherapie- und Forschungszentrum MedAustron in Wiener Neustadt seit dem Start 2016 bereits behandelt worden. Fünf Jahre und 29.000 Bestrahlungseinheiten nach der Inbetriebnahme sind die ersten medizinischen Langzeituntersuchungen über die Wirkung der Behandlung vielversprechend.

Den Meilenstein von über 1.000 Patienten nahmen der ärztliche Direktor Eugen B. Hug, Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und Bürgermeister Klaus Schneeberger zum Anlass, um die jüngsten Erkenntnisse zu präsentieren. MedAustron ist eines von einer Handvoll Krebstherapiezentren weltweit, in dem großteils Gehirntumore mit Protonen und Kohlenstoffionen befeuert werden. „Die Kohlenstoffionen bewirken eine größere Zerstörungskraft am Tumor. Der Anteil dieser Bestrahlung liegt bereits bei 30 Prozent, Tendenz steigend“, sagt Eugen B. Hug. Der Vorteil für die Erkrankten sind weit geringere Nebenwirkungen als bei anderen Behandlungsmethoden.

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Bei täglich 40 Bestrahlungen behandle man derzeit etwa 370 Patienten im Jahr. Nach der Inbetriebnahme des dritten Bestrahlungsraumes im kommenden Jahr sollen es ab 2024 bereits 760 Patienten sein. Derzeit sind etwa 17 Prozent im Kindes- und Jugendalter. „MedAustron ist damit ein Schwerpunktzentrum für Kinder und Jugendliche geworden“, so Mikl-Leitner, die darauf hinwies, dass bei dieser Therapieform die Spätfolgen äußerst gering sind. Dies sei ein großer Vorteil im Vergleich mit anderen Therapiemöglichkeiten.

Laut Hug behandle man nicht nur ein Kind, sondern in dieser Ausnahmesituation die gesamte Familie, spricht der ärztliche Direktor die psychische Belastung an.

Studienergebnisse

Die ersten Langzeituntersuchungen geben jedenfalls Anlass zur Freude. Bei einer Studie unter 123 behandelnde Patienten wurde nach der Behandlung eine deutliche Steigerung der neurokognitiven Fähigkeiten wie Orientierung, Sprache Gedächtnisleistung, Koordination etc. festgestellt. Bei der Untersuchung von 21 sehr komplexen Fällen von Hirntumoren gab es zwei Jahre nach der Behandlung in 87 Prozent eine „positive Tumorkontrolle“.

Für österreichische Staatsbürger ist die Therapie durch die Gesundheitskasse gedeckt. Der Anteil ausländischer Patienten wird bewusst auf unter 20 Prozent gehalten. MedAustron stelle vor allem eine „nationale Ressource“ dar, sagt Hug. Für den Aufsichtsratsvorsitzenden Klaus Schneeberger werden durch das mutige Investment von über 200 Millionen Euro Tausende Patienten eine bessere Lebensqualität erfahren. Mittlerweile sind 230 Mitarbeiter aus 20 Nationen bei MedAustron beschäftigt.

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